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Die Rosensee-Terasse und der Rosensee in Britz

Diesen Artikel hatte ich im letzten Jahr für die Frühjahrsausgabe der »Neubritzer Nachrichten«, der zwei mal jährlich erscheinenden Zeitung des Vereins ProNeubritz geschrieben.

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Heute wird das Areal zwischen Britzer Damm, Jahnstraße, Rungiusstraße und dem Teltowkanal von den wenig einladenden Wohnbauten der Nachkriegszeit dominiert. Einzig und allein die Schule am Teltowkanal sticht aus diesem architektonischen Einerlei hervor. Nur wenige wissen, daß es hier von 1890 bis etwa 1930 einen großen Biergarten und sogar einen See gegeben hat. Denn damals kaufte der Holzbildhauer und Fabrikant Hermann Wegner die Sand- und Kiesgruben. Da in den Gruben das Grundwasser zutage trat, ließ er die ganze Fläche ausbaggern und besetzte den so entstandenen Teich mit Karpfen. Das ganze Gelände um den See baute er zum Vergnügungsetablissement Rosensee Terrrasse aus. Die Ufer wurden mit Lilien bepflanzt und in dem terassenförmig angelegtem Gelände voller Rankrosen befand sich eine Sommerbühne, ein Vergnügungspark und das Restaurationsgebäude mit einem Ballsaal und einer Theaterbühne.

Richtig erfolgreich wurde das Konzept, als Hermann Wegner 1895 auch noch an einem Ufer eine Badeanstalt errichtete, die nicht nur in Britz, sondern auch bei den Bewohnern Rixdorfs großen Anklang fand. Am See befand sich sogar eine Dampferanlegestelle und ein Bootsverleih.

Auch auf den Bühnen fand vielfältige Unterhaltung statt. Im hölzernen Muskpavillon direkt am See gab es Konzerte von Berufsmusikern, aber auch von Musivereinen, wie etwa den Musikfreunden aus Rixdorf oder des Arbeitermusikvereins. Regelmäßig fanden in den Rosensee-Terassen auch Versammlungen der Arbeiterbewegung statt.

Mit dem Bau des Teltowkanals 1907 versandete die Herrlichkeit. Das Wasser folgte den Gesetzen der Schwerkraft und floß in das tiefergelegene Kanalbett ab. Hermann Wegner legte auf dem ausgetrockneten Grund noch einen Rosengarten an, aber das konnte den Niedergang nicht aufhalten. Und so klagte schon 1932 der Britzer Chronist Willy Griegat:

Heute ist dieses verschwundene Idyll leider vollständig verwahrlost. Von der Chausseestraße1 aus sieht man heute noch uralte Bäume. Zur Zeit wächst hier alles wie in einem Naturschutzgebiet wild durcheinander, unbeeinflußt von Menschenhand und Gartenschere.

Das Gelände des Vergnügungsparks Rosensee umfaßte 21 Morgen (etwa 52.500 Quadratmeter), der See war vier Morgen (etwa 10.000 Quadratmeter) groß. Die Bebauung des Geländes wurde übrigens schon von Herrn Wegner selber unter dem Namen Wegnersche Wohnsiedlung Rosenviertel geplant.

Quellen

  • Willy Griegat: Britz einst und jetzt, 1932, zitiert nach Britzer Heimatgeschichte, veröffentlicht im Gemeindebrief der Dorfkirche Britz, Berlin 2000
  • Dorothea Kolland (Hg.): Rixdorfer Musen, Neinsager und Caprifischer. Musik und Theater in Rixdorf und Neukölln, Berlin (Edition Hentrich) 1990
  • Ralf Schmiedecke: Berlin-Neukölln. Als in Rixdorf noch Musike war, Erfurt (Reihe Archivbilder im Sutton-Verlag) 2013
  1. Dem heutigen Britzer Damm


(Kommentieren)  Der Rosensee in Britz – 20150929 bitte flattrn




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