Der Dichter und Schriftsteller der Berliner Bohème, Paul Scheerbart, war nahezu täglich im Steglitzer Ratskeller anzutreffen, um dort seine kurzen, aber genialen Werke zu verfassen; Jean Paul wanderte in seiner Blütezeit jeden Tag morgens von Bayreuth nach Colmdorf, schrieb dort im Gasthaus »Rollwenzelei« seine bedeutendsten Werke um dann abends leicht beschwipst wieder nach Hause zu spazieren. Nun ist der Genuß alkoholischer Getränke sicher der Phantasie und Kreativität zuträglich, aber ein besonderer Feind der Rechtschreibung. Ich habe das in einem kleinen Progrämmchen mit der Hilfe von Nodebox und der mitgelieferten Bibliothek pixie mal visualisiert:
pixie = ximport("pixie")
var("v", NUMBER, 0.5, 0, 1)
limerick = """
Ein Pauschaltourist auf Sansibar
Geriet dort versehentlich in eine Transi-Bar.
Aus verstaendlichen Gruenden
war keine Frau dort zu finden.
Er gab auf und blieb die Nacht bei Hansi gar."""
# Die Überschrift
pixie.heading("Ein Limerick", 40, 120, 200, 60)
# Text und Fehlerhäufigkeit
pixie.distraction(v)
pixie.text(limerick, 40, 250, 500, 32)
pixie.sprite(750, 320)
pixie.sprite(40, 550)
Zuerst wird die Bibliothek pixie
importiert und dann die Variable v
festgelegt. Eine Variabledeklaration? In Python gibt es doch gar keine Variablendeklarationen? Das ist richtig, doch in NodeBox werden damit Werte bezeichnet, die während des Programmablaufs mit einem kleinen GUI-Element verändert werden können. In diesem Fall weist NUMBER
NodeBox an, einen Slider zu erzeugen, der auf 0,5 voreingestellt wird und dessen Werte zwischen 0 und 1 liegen sollen.
Dann gibt es einen Limerick1, den ich vor Jahren mal verbrochen hatte. Wie ihr seht, kennt Pixie keine Umlaute, aber dafür heading
für die Überschrift und text
für den eigentlichen Text. Der wird dann einfach ausgegeben und mit distraction
wird eine Fehlerhäufigkeit simuliert. Sie reicht von 0 (= stocknüchtern) bis 1 (= sturzbetrunken). Wenn Ihr nun den Slider bewegt, seht Ihr, welche Auswirkungen der Alkoholgenuß auf das dichterische Schaffen besitzt.
Zum Schluß lasse ich noch mit sprite
zwei Doodles zeichnen, wie sie auch der größte Dichter sicher schon mal zu Papier gebracht hat.
Und nun hoffe ich, mit diesem Skript den Preis für das sinnloseste Programm aller Zeiten zu bekommen.
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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