Heute vor siebzehn Jahren war es in Berlin unerträglich heiß (28°C – angesichts der derzeitigen Großwetterlage mag man es kaum glauben), doch statt auf unserer Dachterrasse (auf die hatte ich schon lange nicht mehr verlinkt – seit unserem Umzug nach Britz vor sieben Jahren ist es ja auch nicht mehr »unsere« Dachterrasse) zu hocken und mir die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, saß ich im schattigen Arbeitszimmer vor dem Rechner, wühlte mich durch die Frontier-Dokumentation und hob dieses Weblog Kritzelheft aus der Taufe. Das ich an diesem Spielzeug so lange festhalten sollte, war damals nicht vorhersehbar.
Was habe ich über die Jahre nicht alles ausprobiert: Zuerst war es ein gehostetes Weblog unter Manila bei EditThisPage, ein Server, der bei Dave Winer unter dem Schreibtisch stand. Dann machte ich Winers Cornerturn mit und erstellte den Schockwellenreiter mit Radio UserLand. Hier lernte ich zum ersten Mal die Vorteile statischer Seiten schätzen. Danach ritt mich der Affe und ich mußte mir ein eigenes Radio UserLand mit Python bauen, denn jeder Nerd muß sich mindestens einmal in seinem Leben seine eigene Weblog-Engine gebastelt haben. In dieser Zeit entdeckte ich aber auch Zope und so stieg ich auf COREBlog, ein Zope-Produkt, um. Nachdem aber Frontier, die Engine, die schon Manila und Radio UserLand antrieb, 2005 Open Source gestellt wurde, habe ich dieses Weblog wieder über lange Jahre mit Frontier betrieben. Und zwar nicht mit Manila, sondern ich hatte einen Outline Renderer geschrieben, der statische Seiten herausschrieb. Erst 2009 wechselte ich zu WordPress – aus heutiger Sicht (m)ein Fehler – um dann Anfang Oktober 2012 meine alte Liebe zu statischen Seiten (und zu Frontier) wiederzuentdecken. Seit fast fünf Jahren betreibe ich nun den Schockwellenreiter mit einer von mir getunten Version von RubyFrontier und die von diesem Teil erstellten statischen Seiten sind einfach unkaputtbar.
Dennezeigt über die langen siebzehn Jahre hat sich gezeigt, daß nur die Seiten Bestand hatten, die als statische Seiten herausgeschrieben wurden, die EditThisPage-Seiten sind unwiderruflich weg, die COREBlog-Seiten habe ich nur in einer sehr unansehnlichen Version retten können und die WordPress-Seiten sind zwar gerettet, aber die gesamte Navigation zwischen den Seiten ist zerschossen und funktioniert nicht mehr. Im Sinne von Nachhaltigkeit sind also statische Seiten unübertroffen. Davon bringt mich niemand wieder ab. Ob allerdings auf ewig RubyFrontier diese Seiten antreiben wird, ist eher unwahrscheinlich. Ich habe mich damit zu sehr in die Mac only-Falle hineingeritten. Momentan experimentiere ich mit Hugo und Jekyll, um dieser Zwickmühle wieder zu entkommen.
Wenn es dann soweit ist, steht auch ein Relaunch an, damit dieses Kritzelheft spätestens zu seiner Volljährigkeit auch auf mobilen Devices gut gelesen werden kann. So viel zu basteln, so wenig Zeit!
Jetzt bleibt mir nur noch übrig, wie jedes Jahr zum Geburtstag dieses Weblogs Kirtzelhefts das Motto des Schockwellenreiters aus dem namensgebenden Roman von John Brunner zu zitieren
Wir sind eine zivilisierte Spezies. Deshalb soll künftig niemand einen unrechtmäßigen Vorteil aufgrund der Tatsache erlangen, daß wir gemeinsam mehr wissen als einer von uns wissen kann.
und mich bei allen meinen Leserinnen und Lesern zu bedanken, die mir über all die Jahre die Treue gehalten haben.
6 (Email-) Kommentare
Siebzehn Jahre schon? Wie schnell die Zeit vergeht. Schön zu sehen, wenn Blogs so lange im Netz aktiv sind und ich freue mich schon auf den 20ten Geburtstag. Bis dahin werde ich hier immer täglich vorbei schauen, wie ich es auch die letzten Jahre getan habe. Herzlichen Glückwunsch.
– Robert T. (Kommentieren) (#)
Wie die Zeit vergeht! Glückwunsch zum langen Atem!
– Ralle (Kommentieren) (#)
Alles Gute zum Jubiläum und viel Erfolg für das nächste Jahr!
– Benjamin W. (Kommentieren) (#)
Auch aus Köln - meinen ganz herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
– Bruno H. (Kommentieren) (#)
Internet ohne Schockwellenreiter wäre einfach kein Internet. Auf die nächsten 17!
– Daniel S. (Kommentieren) (#)
Herzlichen Glückwunsch!
Trotz verantwortungsvollem Job und Blog immer noch Zeit für die Agility-Turniere: Hat der Tag bei Ihnen mehr als 24 Stunden? Die Bemerkungen zur Politik treffen auch ins Schwarze.
LG und weiterhin Erfolg auf der ganzen Linie.
– Reiner und Dr. Renate K. (Kommentieren) (#)
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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