Ein linker Kreis um Winfried Wolf, dem Chefredaktuer von Lunapark21, hat in einer ad hoc Aktion die erste Nummer der Zeitschrift Faktencheck Corona: Die Solidarität in den Zeiten der Pandemie herausgebracht. Sie will eine linke und wissenschaftliche Sicht auf die Gefährlichkeit der Pandemie jenseits der kleinbürgerlichen Mimimi-Proteste gegen den Lockdown aufzeigen, ohne die Maßnahmen und den Virus zu verharmlosen oder kleinzureden. Sie will aber auch auf die Ursachen der Pandemie hinweisen: Den zerstörerische Umgang der Gesellschaft mit der Natur, die Abholzung der verbliebenen Gebiete für wilde Tiere, eine grausame, in immer größerem Maßstab betriebene Massentierhaltung, die am Markt orientierte Aushöhlung der Gesundheitssysteme und nicht zuletzt eine kapitalistische Globalisierung, mittels derer jedes Virus binnen 24 Stunden weltweit Verbreitung finden kann.
Eine systemische Krise der Weltwirtschaft habe sich schon Ende 2019 abgezeichnet. Die Pandemie wirke als Katalysator.
Der Herausgeber- und Freundeskreis von Faktencheck Corona hält das Virus für gefährlich, jede Leugnung und Relativierung dieser Tatsache sei verantwortungslos. Doch auch das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Leben ist ein Menschenrecht und jede Einschränkung der demokratischen und sozialen Rechte muß auch in Pandemie-Zeiten eindeutig medizinisch notwendig, eng begrenzt und zeitlich befristet sein. Insbesondere müssen das Recht auf Meinungsfreiheit, das Demonstrationsrecht und das Streikrecht gewahrt bleiben. Maske ja – Maulkorb nein!
Last but not least stellen die Macher die Frage: Wer zahlt? Und was sind die Alternativen? Müssen schon wieder ausgerechnet die Industrien, die Umwelt und Klima belasten (unter anderem Lufthansa, Autoindustrie) mit Milliarden bedacht werden, während Lohn-, Kurzarbeiter und Hartz-IV-Empfänger leer ausgehen? Warum müssen wir für ihre Krise bezahlen? Warum werden nicht die 1,4 Millionen Euro-Millionäre im Land und die Großkonzerne und Banken, die hohe Profite erzielen, zur Begleichung der Rechnung herangezogen?
Doch hier liegen auch die Alternativen: Millionen Menschen können erkennen, daß die bestehende Wirtschaftsweise fehlgesteuert ist. Daß ein großer Teil von Produktion und Dienstleistungen (Rüstung, Auto, Flugzeugbau, Luftfahrt, Werbung) unnötig, wenn nicht zerstörerisch sind. Daß ein Umbau (»Konversion«) von großen Teilen der Wirtschaft und die Übernahme von Schlüsselsektoren durch den Staat und deren demokratische Kontrolle notwendig sind.
Nun ein paar ausgewählte Artikel, die mir besonders gefallen haben:
Peter Wahl: EU – Risikogruppe – mit schweren Vorerkrankungen. Auch wenn die EU zu den Verlierern der Krise gehört, der große Knall ist unwahrscheinlich. Allerdings werden die Erosionserscheinungen beschleunigt und die innere Zerklüftung vertieft. So wie die Krise innerhalb der Länder die soziale Polarisierung verschärft, so werden die Widersprüche zwischen Nord und Süd, Ost und West zunehmen – trotz Hilfspaketen. Die imperiale Überdehnung der EU schlägt zurück.
Thies Gleiss: Neue Handlungsfähigkeit für die Linke. Im Gegensatz zur wiederholten Behauptung trifft die Corona-Krise die Menschen nicht alle gleich. Im Gegenteil, sie wirft ein grelles Licht auf die weltweiten Klassenunterschiede und verschärft diese. Das betrifft die erste Phase der Pandemie-Politik, die darauf abzielte, physische Kontakte zwischen den Menschen zu minimieren. Und das trifft noch mehr auf die jetzt beginnende Exit-Debatte zu.
Tobias Michel: Kalt erwischt? Die Pandemie hat viele unvorbereitet getroffen. Doch die Verantwortlichen mußten dazu regelmäßig die Warnungen überhören. Es mangelte nicht Hinweisen auf die Notwendigkeit, rechtzeitig zu planen und Vorräte anzulegen.
Volker Lösch: Auf das Virus folgt Erkenntnis. Corona verklart – und fordert zum Widerstand auf. Man hört bereits: Alles soll dafür getan werden, das alte System unverändert wieder hochzufahren. Wie nach dem Bankenfiasko 2008. Man hat nichts kapiert. Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung. Denn der sogenannte Mainstream wird derzeit auf Themen aufmerksam, die für die meisten bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Nehmen wir die Beispiele Gesundheit und Ungleichheit.
Winfried Wolf: Masken ja – Maulkorb nein! Eine Doppelkrise mit großen Gefahren und einigen Chancen.
Winfried Wolf: Die Argumente der Coronaleugner. Die Debatte über die Corona-Pandemie wird in linken Kreisen kontrovers, oft auch verbissen geführt. Die Gefahren des Virus werden relativiert oder bestritten oder in einen großen Plan gebettet. Ihre Argumente sollen einer ernsthaften Prüfung unterzogen werden.
Caveat 1: Ich bin mit einem der Unterstützer von »Faktencheck Corona«, Thomas Kuczynski, befreundet. Er war es auch, der mich auf »Faktencheck Corona« hingewiesen hat.
Caveat 2: Faktencheck Corona wurde innerhalb weniger Tage aus dem Boden gestampft. Das gilt auch für die Website. Deren URL ist daher voraussichtlich nur vorübergehend gültig. Wenn ich von einer neuen, aktuellen und (hoffentlich) länger geltenden URL höre, lasse ich es Euch wissen.
Und nun viel Spaß beim Fakten checken.
Über …
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