Eine lange und nicht geplante Pause ist ins Land gegangen, in der Ihr weder etwas von mir irgendwo im Netz noch – völlig ungewöhnlich – speziell im Schockwellenreiter gehört habt. Das hatte einen triftigen Grund: Ich hatte einen Schlaganfall und wurde kurz nach dem letzten Eintrag per Notaufnahme in das Neuköllner Krankenhaus eingeliefert.
Was war geschehen? Die Untersuchungen hatten ergeben, daß meine linke Halsschlageader so verengt war, daß sie die Gehirnhälfte, für die sie zuständig war – also ebenfalls die linke – nicht mehr mit Blut versorgen konnte. Das hatte bereits mehrere, von mir nicht bemerkte Schlageanfälle ausgelöst und auch der Schlaganfall, der dann letztendlich für meine Einweisung ins Krankenhaus sorgte, fällt eher noch in die Kategorie »leichter« Schlaganfall. Da jedoch bei diesem Krankheitsbild jederzeit ein »schwerer« Schlaganfall auftreten kann, hat man mich nicht mehr aus der »Matratzengruft« (Heinrich Heine) des Krankenhauses herausgelassen. Und so lag ich da und wartete auf meine Operation – wenn auch mit relativ gutem WLAN (das verabschiedete sich nur hin und wieder), aber ohne Laptop. Damit hatte ich keine Möglichkeit, das Internet vollzuschreiben, dieses Blog Kritzelheft zu füttern und Euch über meine mißliche Lage zu unterrichten.
Anfang November wurde ich dann operiert. Ich will Euch die Einzelheiten ersparen, aber die Operation erfolgte direkt an der Halsschlagader, ich war dabei bei vollem Bewußtsein (nur lokale Betäubung) und sie dauerte ungefähr vier Stunden.
Danach war der Weg zum Gehirn für das Blut wieder frei. Weil er jedoch so lange versperrt war, schoß es nun mit zu hohem Druck in das Gehirn. Daher mußte ich länger in der Stroke Unit zur Beobachtung bleiben, mit meinem Blechkumpel voll verkabelt und daher nahezu bewegungsunfähig.
Doch lange Rede, kurzer Sinn: Mittwoch wurde ich entlassen (das Banner-Photo oben wurde kurz vor meiner Entlassung im Park der Klinik aufgenommen, wo ich wieder laufen lernte) und so bin ich bereit – wenn auch noch arg wacklig auf den Beinen – wieder wie gewohnt das Internet vollzuschreiben. Schwerwiegende Schäden scheint der Schlaganfall nicht hinterlassen zu haben – hin und wieder ein paar Orientierungsstörungen und auch das Schreiben sowohl handschriftlich wie auch an der Tastatur macht noch leichte Probleme, aber genau das sind die Dinge, die sich durch regelmäßiges Training reparieren lassen. Ich hätte nie gedacht, daß Bloggen einmal Therapie wird. 🤓
Wie geht es nun weiter? In meinem Feedreader haben sich über 1.500 Feeds angesammelt. Ich kann die natürlich nicht alle berücksichtigen, aber sie wollen gewichtet und bewertet werden. Dabei hoffe ich, daß mir der kleine (elektrische) Trommler – Dave Winers neues Spielzeug – eine große Hilfe ist. Denn als Zwischenschicht/-speicher zwischen Feedreader und Blogbeitrag drängt sich ein Outliner geradezu auf.
Dann möchte ich dringend meine Erkundungen von PuzzleScript und Ren’Py fortsetzen und Twines neues Chapbook-Format harrt des Einlasses in meinen Wunderland-Kosmos; Pyxel, Bitsy und TIC-80 hocken in den Startlöchern und wollen entdeckt werden.
Meine Notizen aus der Matratzengruft heben auch noch festgehalten, daß ich Obsidian eine zweite Chance geben und Logseq, der Ehe zwischen Markdown und einem Outliner einer genaueren Untersuchung unterziehen sollte. Vor allem auch, weil Dave Winer darüber nachdenkt, Logseq in Drummer zu integrieren. Und von meiner Langeweile im Krankenhaus geplagt, läuft auch der »Später ansehen«-Speicher auf YouTube völlig über.
Ich werde daher ein wenig Zeit brauchen, um das alles einzusortieren und eventuell hier zu veröffentlichen. Bereitet jedoch Euch auf viele, neue Beiträge vor, die Zwangspause hat auch mich zum Überlauf gebracht.
Ein Wort des Dankes möchte ich noch an das Klinikersonal richten, das trotz ständiger Überlastung alles gegeben hat, um mein Leben zu retten und was ihm schließlich auch gelungen ist. Was mir nach dieser Erfahrung bleibt, ist die Überzeugung, daß Krankenhäuser und Kliniken keinen Profitinteressen unterworfen sein dürfen, sondern in die öffentliche Hand gehören.
7 (Email-) Kommentare
Alles gut oder muss man sich Sorgen machen? Lange nichts mehr von Dir gehört im Schockwellenreiter.
– voidnill (Kommentieren) (#)
Dann waren meine Sorgen doch berechtigt. Schön wieder von Dir zu hören und ich wünsche Dir eine gute Besserung. Auf das Du uns noch lange erhalten bleibst.
– voidnill (Kommentieren) (#)
Ach du lieber Himmel! Und dann auch noch vier Stunden Herumgemurkse mit lokaler Betäubung - Du bist ja wohl vergnügungssüchtig?
Alles erdenkliche und notwendige Gute für den Weg zurück ins ganz normale Leben!
PS: Deine Kommentarmailbox der@schockwellenreiter.de scheint voll zu sein - Quota exceeded, sagt Dein Mailserver. Aber das ist vielleicht gerade auch nicht so wichtig.
– Konstantin K. (Kommentieren) (#)
Der Zustand des schockwellenreiters irritiert mich. Keine news seit zwei Wochen? Hab ich was überlesen? Ist mein System defekt?
Bist Du Urlaub?
Bist Du gar krank?
– Wolfgang C. (Kommentieren) (#)
Gut dich wieder im Feedreader zu treffen! Ich wünsche dir alles Gute auf dem Weg zum Normalzustand. Mit viel Tastatur-Therapie, denn das Internet ist noch lange nicht voll geschrieben.
– Ton Z. (Kommentieren) (#)
Habe mir schon Sorgen gemacht. Gut, dass Du jetzt wieder auf den Beinen bist. Lass es jetzt ruhig angehen, damit wir Dich und Deine Blogs noch lange genießen können.
– Andreas W. (Kommentieren) (#)
Das war knapp! Gute Besserung wünscht Ihnen
– Ingrid F. (Kommentieren) (#)
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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