Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, daß Zettlr die neue Zettelkasten-Software meines Vertrauens wird. Jedoch obige Schritt-für-Schritt Einführung »My simple note-taking setup – Zettelkasten in Obsidian« von Artem Kirsanov läßt mich wieder schwankend werden. Denn er spricht ein Problem an, das vielen – auch mir – immer wieder unterkommt: Die zunehmende Komplexität der Software plus die Anzahl der vorhandenen Plug-ins, die man alle einsetzten könnte, legen die Einstiegshürden oft viel zu hoch.
Artem Kirsanov plädiert daher in seinem Video für ein minimales Setup, bestehend aus vier Verzeichnissen und maximal zwei Plug-ins, um in die hohe Kunst der Zettelkästen und Notizen einzusteigen. Erst wenn man damit fließend umgegen kann, dann kann man sich über Erweiterungengen Gedanken machen. Seine Überzeugung ist, daß man dann so erfahren ist, um die Notwendigkeit qualifiziert einschätzen zu können und die Erweiterungen wirklich nur in Ausnahmefällen benötigt. Denn in der Beschränkung liege die Kraft.
Das hat mir so gefallen, daß ich beschlossen habe, auf der Grundlage dieses Videos Obsidian eine zweite Chance zu geben. Zumal – wie ich gestern schon berichtete – an anderen Orten der Versuch unternommen wird, Obsidian mit (Electric) Drummer zu verkuppeln. Outliner und Markdown – wächst hier zusammen, was zusammengehört? Ich werde testen und berichten.
Apropos Outliner und Markdown: Ein weiterer Kandidat dafür scheint Logseq zu sein. Diese plattformübergreifende (Windows, macOS und Linux) und freie (AGPL-3.0) App ist als Outliner konzipiert, die sowohl Markdown als auch den Emacs Org mode unterstützt. Die Anwendung ist noch in der Beta-Phase und kann sowohl online wie auch auf dem Desktop genutzt werden. Ältere Leserinnen und Leser des Schockwellenreiters wissen, daß ich vor Jahren den Org mode intensiv genutzt hatte, aber im Endeffekt hatte mich doch die Abhängigkeit vom Emacs zu sehr gestört. Mit Logseq sieht es nun wieder ganz anders aus. Zumal ich auch hier von Bemühungen weiß, Logseq mit meinem aktuellen Liebingsspielzeug, den kleinen (und elekrischen) Trommler zu verkuppeln.
Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich wieder »verzettele« 🤓 Logseq sieht wie eine ernstzunehmende Alternative zu Zettlr und Obsidian aus. Daher habe ich dem Teil eine Seite in meinem Wiki spendiert.
Auch Ton Zijlstra, ebenfalls ein Blogkumpel aus alten Tagen (und ein IndieWeb-Aktivist), hat von Drummer gehört und eine Art Review darüber geschrieben: »On Outlines Outliners and Outline Processing«.
Und bevor ich es vergesse: Auch RubyFrontier, die Software, mit der ich seit seit zehn Jahren dieses Blog Kritzelheft herausschreibe, hatte von seinem Schöpfer Matt Neuburg – wohl als Reminiszens an die Frontier-Wurzeln – einen OPML-basierten Outline Renderer spendiert bekommen. Leider habe ich seit dem bedauerlichen Ende von Shoes schon seit geraumer Zeit nichts mehr mit Ruby angestellt (meine Ruby-Skills sind daher ziemlich eingerostet), aber es juckt mich in den Fingern – zumindest testweise – mal RubyFrontier mit Drummer zusammenzubringen. Still digging!
War sonst noch was? Ach ja, ich habe versucht, den elektrischen Drummer zu bewegen, ein Bild anzuzeigen, bin daran aber kläglich gescheitert. Es scheint, daß man dazu die OPML-Datei als Blogpost herausschreiben muß. Will ich als nächstes testen, aber dabei kam mir – auch inspiriert durch Ton Zijlstras letzten Absatz im oben verlinkten Artikel – folgende Idee: Eigentlich können die ganzen kleinen, durch Drummer herausgeschriebenen Micro-Blogs die Basis für ein eigenes, dezentrales soziales Netzwerk bilden. Die Beiträge sind schnell und reibungslos publiziert und wenn dann jemand zum Beispiel einen PagePark-Server als Zielplattform hochzieht (Papa Scott arbeitet schon daran, PagePark HTTPS-tauglich zu machen), ist das sicher nicht das gleiche wie Facebook, aber es könnte ein kleiner (Fort-) Schritt auf dem Weg zu einem dezentralen und selbstbestimmten Web sein. Ich muß darüber noch ein wenig nachdenken. In der Zwischenzeit werde ich mir mal testweise eine lokale Instanz von PagePark hochziehen und dort mein eigenes kleines (eletrisches) Drummer-Blog laufen lassen. Dabei wird mir sicher der Artikel »Getting Started Blogging with Drummer« von Amit Gawande helfen (so, jetzt habe ich den auch noch untergebracht 🤡). Noch einmal: Still digging!
2 (Email-) Kommentare
Abhängigkeit von emacs — ist es dieselbe Art Abhängigkeit, wie du sie etwa von kleinweich in Redmond oder Apfel in Cupertino fürchtest? Ergibt eigentlich keinen Sinn, oder? Sogar, falls Herr Stallmann (der laut eigener Aussage von orgmode keine Ahnung hat, siehe https://news.ycombinator.com/item?id=6773857) morgen weg vom Fenster ist, wird [a] emacs wahrscheinlich weiter leben [b] altes emacs weiterhin funktioniert — ist keine Cloud-Software [c] kannst du orgmode-Dateien, wenn auch leicht eingeschränkt, mit vim-orgmode und hastenichtgesehen an anderer Software editieren. Vielleicht könntest du kurz darauf eingehen, was genau dich stört? Oder hast du dich schon geäußert, und ich finde es nur im „Kritzelheft” nicht?
– Alexander A. (Kommentieren) (#)
Ja und nein. Es ist zum einen eine ähnliche Abhängigkeit, wie ich sie aus Cupertino fürchte. Seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, bemühe ich mich, meinen Rechner von Programmen freizuhalten, die nicht frei (im Sinne von Open Source) sind und gleichzeitig nicht unter Linux und macOS laufen (die Programmierschmiede aus Redmond interessiert mich nicht). Das ist mir – bis auf eine Ausnahme – auch gelungen. Alle Programme, die ich nutze, sind sowohl frei wie auch plattformübergreifend. Die Ausnahme ist mein Texteditor, der ist zwar frei (GPL3), aber leider Mac only. Zwar gibt es viele freie, plattformübergreifende Alternativen (und ich habe sie auch fast alle getestet), aber der Texteditor ist mein Haupt-, nahezu mein einziges Werkzeug, da sitzt über die Jahre jede Tastenkombination blind, das wechselt man nicht leichtfertig.
Was ich aber mehr fürchte, ist die Arroganz der *NIX-Community, die alles ignoriert, was außerhalb ihres eigenen kleinen, umzäunten Gärtchens passiert. Wenn Du den Schockwellenreiter lange genug zurückgehst, wirst Du feststellen, daß ich damals für den Org-mode den Aquamacs genutzt hatte (es war damals der einzige Emacs, der sich auf meinem Mac ohne Schmerzen und tiefergehende Kenntnisse des BSD-Unterbaus installieren ließ). Irgendwann gab es den nicht mehr (heute gibt es ihn – glaube ich – wieder) und es gab in Folge aus dem universitären Umfeld verzweifelte Versuche, einen ähnlich komortablen Emacs für MaxOS X bereitzustellen (einige davon habe ich im Schockwellenreiter dokumentiert). Aber es waren immer wieder individuelle Versuche, nie stand eine Community dahinter. Und so gingen die meisten nach wenigen Jahren – spätestens wenn der Maintainer seinen Universitätsabschluß hatte – wieder ein.
Die *NIX-Community ist eben nicht daran interessiert, was außerhalb ihrer Mauern passiert. Und komme mir bitte nicht mit dem VIM. Ich bin Mausschubser aus Überzeugung 🤓 und genau das ist der Grund, warum ein MacBook Pro immer noch mein einziger Rechner ist.
Aber falls Cupertino noch böser wird, kann ich eben jederzeit mit allen meinen Programenen (bis auf meinen Texteditor) umziehen.
– Jörg Kantel (Kommentieren) (#)
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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