Der erste Januar eines jeden Jahres ist in Europa der »Tag der Gemeinfreiheit«, denn der erste Januar gilt als Stichtag, an dem das Urheberrecht an den Werken der im Vorjahr vor siebzig Jahren verstorbenen Urheberinnen und Urheber erloschen ist. Das sind in diesem Jahr zum Beispiel der Philosoph Ludwig Wittgenstein, der Komponist Arnold Schönberg, der auch als Maler einige, nun freie Werke hinterlassen hat, die Literaturnobelpreisträger André Gide und Sinclair Lewis oder der Zeichner und Illustrator Joseph Christian Leyendecker. Und auch »As Time Goes By« könnt Ihr nun ohne Angst vor der Gema hemmungslos vor Euch hinpfeifen und sogar singen, denn sein Komponist und Texter Herman Hupfeld verstarb ebenfalls 1951.
Wer noch mehr seit dem 1. Januar dieses Jahres freie Künstler entdecken möchte, dem empfehle ich das Studium dieser Monsterliste aus der Wikipedia. Sie ist wirklich umfangreich, Ihr solltet dager genügend Zeit mitbringen.
Ich begehe den Tag der Gemeinfreiheit 1922, indem ich den ebenfalls 1951 verstorbenen Zeichner und als Illustrator vieler Bücher von Erich Kästner bekannten Walter Trier zum Künstler des Monats Januar 2022 ernenne.
Doch seid bitte vorsichtig, zwar ist Walter Trier gemeinfrei, doch Erich Kästner ist es noch lange nicht. Er wird es nach derzeitiger Rechtslage erst 2045, und seine Erben kennen da keinen Spaß. Und auch wenn »Pu der Bär« nach amerikanischem Urheberrecht seit dem 1. Januar gemeinfrei ist, das gilt nur für die USA und schützt nicht davor, daß findige europäische Abmahnanwälte Euch ein häßliches (und teures) Schreiben schicken könnten. In diesem Fall müßtet Ihr Euch schon bis 2027 gedulden, dann erlischt auch nach europäischem Recht die Schutzfrist für A. A. Milne. Die netten Zeichnungen von Ernest Shepard sind noch länger geschützt (er verstarb erst 1976) und der legendäre deutsche Pu-der-Bär-Übersetzer Harry Rowohlt lebte bis 2015, das Urheberrecht an seiner Übersetzung läuft als noch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag (es gibt aber eine deutsche Übersetzung von Edith Jacobsohn (1891-1935), die Ihr dann, wenn die Geschichten um den Bären frei werden – also ab 2027 – nutzen könntet). Ihr seht also, das Urheberrecht ist ein gefährliches Minenfeld.
Zum Schluß noch etwas ganz anderes: Meine Krankenkasse hat meine Anschlußheilbehandlung (langsam liebe ich diese Monsterwortschöpfung) für die Folgen meines Schlaganfalls noch einmal verlängert, sie läuft also nun mindestens bis zum 26. Januar 2022. Bis dahin wird es also wie schon in den letzten Wochen nur sporadische Updates hier im Schockwellenreiter geben. Ich sehe es natürlich dennoch positiv: Jeder weitere Tag Reha ist für mich ein weiterer Schritt in Richtung Normalität.
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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