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Von der Zukunft der Städte

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Ausgangspunkt für diesen Blogpost ist der Artikel Das Temporäre frißt seine Kinder von Bernhard Wiens über das Architekturfestival MakeCity, das letzten Monat in Berlin stattfand. Wiens setzt sich durchaus kritisch mit einigen der heiligen Kühe der derzeitigen Architekturmoden auseinander, weist aber auch darauf hin, daß selbst Genossenschaftsmodelle manchmal zur Privatisierung neigen. Er erinnert hier an das Beispiel der Gartenstadt Hellerau, dessen Privatisierungstendenzen nicht einmal in der DDR gestoppt werden konnten. Ein sehr lesenswerter Artikel, daher hier auch der Link zu allen weiteren Artikeln, die er für die Telepolis verfaßt hat.

Auch das Wissenschaftsjahr 2015 hat den Schwerpunkt »Zukunft Stadt«. Dort stellt unter anderem Andrea Schultheis Rapid Planning als nachhaltiges Infrastruktur- Umwelt- und Ressourcenmanagement für hochdynamische Metropolregionen vor oder es wird zum Themenschwerpunkt Quartiere, Stadtteile & Gebäude gefragt, wieviel Land die Stadt braucht oder ob die Tante Emma zurückkehrt. Und mit dem Beitrag Stadternte ruft zum gemeinsamen Gärtnern auf schließt sich der Kreis zum Titelphoto, das die Bürgergärten des Allmende-Kontors auf dem Tempelhofer Feld zeigt, die auch schon in dem oben erwähnten Artikel von Bernhard Wiens erwähnt werden.

Ob allerdings diese Bürgergärten nicht einfach nur Ausdruck einer neuen Bürgerlichkeit, die auch unter den Begriffen »Bionade-Biedermeier«, »LOHAS« (Lifestyle of health and sustainability) oder »Latte-Macchiato-Mamas« zirkuliert, untersucht Kritisch Lesen in seiner jüngsten Ausgabe. Denn der Gartenzwerg lauert überall.

Wenn von der Zukunft der Stadt die Rede ist, darf natürlich die Mobilität in der Stadt nicht unerwähnt bleiben. Als Einstieg ein Video des Atlantic, das die Geschichte des Verkehrs und die Erfindung der wichtigsten Verkehrsmittel der Menschheit bis in die jüngste Vergangenheit aufbereitet und animiert hat. Gefunden habe ich dies in dem wunderbaren Blog Zukunft Mobilität, in dem unter anderem Martin Randelhoff die Wirkung von Radfahrstreifen und Schutzstreifen auf die Fahrzeiten des motorisierten Verkehrs untersucht hat oder Michael Bienick über die Wirkungen der Bahnreform und Regionalisierung vor Ort am Beispiel der Region Aachen kritisch berichtet. Falls noch nicht geschehen: Das Blog gehört in den Feedreader jedes an Stadt- und Regionalplanung oder auch generell an der Verkehrsentwicklung interessierten Menschen.

Joghurtbecher zu Fahrbahnen, Plastiktüten zu Radwegen: Das niederländische Bauunternehmen Volker Wessels will Kunststoffmüll zu Straßen verarbeiten. Die Plastikstraßen sollen einfacher und günstiger zu bauen sein und länger halten als Straßen aus Asphalt. Außerdem sollen sie dazu beitragen, die Meere sauber zu halten.

Und da der Platz in der Stadt immer knapper wird, könnte die Zukunft der Stadt im Keller liegen. Der großartige Peter Glaser berichtet über vergangene und zukünftige Utopien unterirdischer Städte.

Zum Schluß noch zwei Utopien zur Lebensmittelversorgung der immer größer werdenden Weltbevölkerung: Nemo’s Garden heißt ein Projekt vor der Küste von Noli, etwa 70 Kilometer westlich der italienischen Hafenstadt Genua. Ziel ist es, auf dem Meeresgrund Gemüse oder Obst zu züchten – in Ballon-förmigen und länglichen Gewächshäusern, die in etwa acht Metern Tiefe auf dem Meeresboden verankert sind. Die Idee dazu hatte Sergio Gamberini, Chef der Ocean Reef Group, vor rund drei Jahren.

Wenn es im Meer geht, warum dann nicht auch in der Wüste? Das Non-Profit-Unternehmen Roots Up hat ein bisher einzigartiges Gewächshaus entwickelt, welches Landwirtschaft in der Wüste ermöglicht. Die Landwirte vor Ort benötigen für den Betrieb der Gewächshäuser kein großartiges technischen Know-how. Das Prinzip ist einfach, aber dennoch genial. Denn während am Tag unter der Plane warme Luft gesammelt wird, können die Farmer am Abend, wenn die Temperaturen sich abgekühlt haben, die Spitze des Gewächshauses mit einem Seil öffnen. In der Folge strömt die kühle Luft in das Zelt und sorgt dafür, daß sich Tau bildet. Der somit herbeigeführte Niederschlag wird dann in einem Behälter aufgefangen. Das aufgefangene Wasser dient unter anderem als Trinkwasser für die Bauern, zudem werden damit auch die angebauten Pflanzen bewässert.

Fazit: Man kann das vermeintliche Fehlen von Utopien entweder wortgewaltig beklagen oder einfach darüber berichten. [Photo (cc): Jörg Kantel]


(Kommentieren)  Von der Zukunft der Städte – 20150721 bitte flattrn

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Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

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