Das geht ganz gewaltig in die Hose

Als älterer Mensch mit gelegentlichen Darmkoliken habe ich die Standorte fast aller Berliner City-Toiletten in meiner Umgebung im Kopf oder kann im Zweifelsfalle eine App bedienen, die mir den nächsten Standort verrät. Bisher werden die Dinger von der Wall GmbH betrieben, die sie durch Werbung gegenfinanziert. Es ist eines der wenigen funktionierenden Modelle von privat-öffentlicher Partnerschaft. Nun hat die zuständige Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) in dem für die Grünen typischen, neoliberalen Wahn beschlossen, Stadtwerbung und öffentliche Toiletten zu entkoppeln und den Vertrag mit Wall zu kündigen und beide Geschäfte separat neu auszuschreiben. Angeblich gäbe es aus haushalts- und kartellrechtlicher Perspektive keine Alternative. Warum das werbefinanzierte Konzept aber in fast allen anderen europäischen und deutschen Hauptstädten, unter anderem auch in der Nachbarstadt Potsdam funktioniert und sogar weiter ausgebaut werden soll, verrät uns die neoliberale Senatorin nicht.

Das ganze Konzept ist völlig unausgegoren und in den geplanten 15 Monaten ambitioniert nicht zu schaffen. So droht Berlin der Toiletten-BER und Menschen wie ich werden entweder in ihrer Mobilität empfindlich eingeschränkt oder müssen zukünftig in die Parks der Hauptstadt kacken.

Für diesen sprichwörtlichen »Griff ins Klo« verleihe ich der Umweltsenatorin Regine Günther die entsprechende Schüssel in weiß und aus feinstem Porzellan. Möge sie ihre hirnrissigen Ideen dort herunterspülen. [Photo (cc): Jörg Kantel]

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