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Ich habe getrunken: Berliner Craft Biere

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Gabi hatte mir ein Geschenk gemacht: Acht verschiedene Sorten Craft Beer, alle von Berliner Handwerksbrauereien, die ich doch mal kosten und bewerten solle. Später kamen noch – mehr oder weniger außer der Reihe – zwei weitere Marken hinzu. Das Kosten und Bewerten ist mir nicht schwergefallen, nun möchte ich Euch das Ergebnis nicht vorenthalten.

Das erste genossenen Bier war Ginger Tribute von der Brauerei Brewer’s Tribute aus Berlin-Mahrzahn. Ich weiß nicht, ob man es noch wirklich »Bier« nennen darf, da es neben Hopfen, Malz und Hefe auch noch Ingwer enthält (vergleiche das Reinheitsgebot), aber mir schmeckte es hervorragend. Leicht herb wie ich es mag, mit einem Hauch von Schärfe, die der Ingwer dem Getränk hinzufügte. Auf dem Flaschenetikett steht dann folgerichtig auch nicht Ginger-Bier, sondern Ginger Ale. Aber davon sollte sich niemand abschrecken lassen.

Das nächste Bier kam ebenfalls aus Mahrzahn, von der dort ansässigen Berliner Bierfabrik. Es ist das Rotbart Rotbier, ein Oak Aged Red Lager. Es reift auf Eichenholz und hat einen leicht malzigen Geschmack, der mich ein wenig an die belgischen Kirsch-Biere erinnerte. Eigentlich wird dieses Bier exklusiv für die Neuköllner Rotbart Bar in der Böhmishcne Straße gebraut, gelegentlich kommt es aber auch in den Handel. Es traf nicht ganz meinen Geschmack – etwas zu weich –, aber wer auf eher milde Biere mit einer ausgeprägten Geschmacksnote steht, der wird sicher damit glücklich.

Und dann gab es noch das Berliner Berg Lager der Neuköllner Berliner Berg Brauerei, ein herbes und helles Bier, das mir mehr lag, leicht bitter, sehr würzig und gut trinkbar. Es machte Geschmack auf mehr.

Daher nahm ich mir dann am nächsten Abend (ich testete maximal eine Biersorte pro Tag) das California Wheat Ale aus der gleichen Brauerei vor. Es hatte etwas weniger Alkohol, war auch etwas leichter, aber schön herb und leicht bitter. Ein hervorragend schmeckendes Bier für die Sommerabende im Garten, egal ob alleine oder mit Freunden.

Von Neukölln ging es nach Tempelhof zur Brauerei BRLO. Die Brauer behaupten traditionsbewußt, daß BRLO der altslawische Ursprung des Namens Berlin sei, wollen wir ihnen das einmal glauben, zumal auch die Wikipedia dem nicht widerspricht. Zuerst trank ich das BRLO Helles, ein leichtes, mildes Bier, das wegen der Milde wieder nicht ganz in meiner Geschmackrichtung lag. Aber auch hier gilt: Wer nicht so wie ich auf herbe Biere steht, sondern eher milde bevorzugt, für den ist dieses helle Bier sicher eine hervorragende Wahl.

Mit dem BRLO Pale Ale dagegen konnte ich mich wieder anfreunden, es war nicht nur wunderbar herb und leicht bitter, sondern hatte auch einen kräftigen Alkoholgehalt und ein schönes Hopfenaroma. Ein echtes Bier für Männerabende unter Freunden.

Weiter geht es nach Moabit. Dort sitzt die Bio-Brauerei Brew Baker, die das einzige handwerklich hergestellte Bio-Bier in Berlin braut. Ich trank eine Flache ihres Winter Bocks (auf der Website ist leider nur das Sommer Bock zu finden), ein sehr gehaltvolles und kräftiges Bier, das mir sehr mundete, von dem man aber auf Grund des hohen Alkoholgehaltes nicht allzu viele Flaschen leertrinken sollte.

Richtig umgehauen hat mich aber dann die Thursty Lady der Brauerei Heidenpeters aus der Kreuzberger Markthalle Neun. Vom Etikett her traf es eigentlich gar nicht meinen Geschmack – ich erwartete ein leichtes, mildes Bier, aber ich täuschte mich gewaltig –, die durstige Lady war dann doch angenehm herb, würzig und ging runter wie Öl. Und sie hatte einen leichten Nachgeschmack nach Sommer und Italien (ich kann es nicht besser beschreiben), der mich noch lange davon abhielt, ihn mit einem weiteren Bier wieder wegzuspülen.

Die letzten beiden Biere starteten außer Konkurrenz, da es eher industriell hergestellte Biere sind, die man nicht wirklich als Craft Beer bezeichnen kann, die aber beide gegenüber dem normalen Berliner Bierangebot aus der Reihe fallen.

Da wäre als erstes das Herren Premium Export von Getränke Hoffmann. Es wird in der Berliner-Kindl-Schultheiß-Brauerei exklusiv für den Berliner Getränkehändler hergestellt. An die Qualität der oben besprochenen Craft Biere reicht es bei weitem nicht heran, aber es ist ein angenehm zu trinkendes, leichtes Helles und ein interessanter Versuch, den Berlinern das Einheits-Pils abzugewöhnen. Wobei ich nicht wirklich glaube, daß dies gelingen wird.

Dann gibt es noch die Potsdamer Stange, die in zweifacher Hinsicht aus dem Rahmen fällt: Es ist ein Biobier, das von der Braumanufaktur Forsthaus Templin gebraut wird – es ist also nicht, wie alle anderen Biere in diesem Test, aus Berlin –, und es ist der Versuch der Wiederbelebung einer 200jährigen Brautradition, der in der DDR in den 1970er Jahren schon einmal gescheitert war. Und was soll ich sage? Ich finde den Versuch gelungen. Zwar reicht die Qualität vielleicht nicht unbedingt an die obigen Craft Biere heran, aber das Gesöff ist spritzig, leicht herb und durchaus alltagstauglich.

Denn machen wir uns nichts vor: Mein stinknormales Feierabendbier wird auch weiterhin ein Berliner Kindl oder ein Berliner Pilsner (je nach angelaufenem Supermarkt) sein, dafür sind die Craft Biere zu teuer. Sie sind für den Moment, wo man einmal etwas Besonderes trinken will oder einen besonderen Anlaß zum Feiern hat.

Ja, und wer ist jetzt der Testsieger? Eindeutig das Ginger Tribute, dicht gefolgt von der Thursty Lady. Aber zu diesem Ergebnis hat viel mein persönlicher Geschmack beigetragen, alle getesteten Craft Biere lagen dicht beieinander und sind alle zu empfehlen. Dieser Artikel ist daher eine Aufforderung an meine Leserinnen und Leser, sich selber einmal in das Abenteuer der handwerklich gefertigten Biere aus Berlin zu stürzen. Denn es gibt dort viel zu entdecken, es macht Spaß und es schmeckt. [Photo (cc): Gabriele Kantel]

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Also ich empfehle die Produkte der Waldhaus-Brauerei, diese sind in Berlin hier erhältlich: https://www.easygetraenke.de/product/search?term=waldhaus
Ich bringe mir aus BW immer einige Kisten Diplom-Pils und Ohne Filter mit.
Ansonsten gibt es in meiner Heimatstadt wieder das Bergmann Bier, hier empfehle ich die Hopfensünde: http://harte-arbeit-ehrlicher-lohn.de/die-sorten/hopfensuende/

– Lothar N. (Kommentieren) (#)


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