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Initiative »PRO Berliner Neutralitätsgesetz« formiert sich

Da will doch im Berliner Senat eine unheilige Allianz aus grüngetünchten, neoliberalen Kirchentagstanten und sich die vor ihren Karren spannen lassenden Linken, die in ihrer Dämlichkeit immer noch Religionskritik mit Rassismus verwechseln, das bundesweit einzigartige Berliner Neutralitätsgesetz kippen. Wir Atheisten müssen uns daher notwendigerweise zusammenschließen, um nicht von den Religioten untergebuttert zu werden.

Einzigartig ist das Gesetz, weil es sämtliche Religionen und Weltanschauungen im Öffentlichen Dienst gleichbehandelt und keine religiösen Symbole zuläßt – ohne Bonus für die christlichen Religionen. Die Spitzen der beiden Koalitionsparteien wollen – ohne parteiinterne Diskussionen und gegen den anhaltenden Widerstand der SPD –- religiöse Symbole bei Lehrerinnen und Lehrern an allgemeinbildenden Schulen zulassen. (Ich hätte übrigens nie gedacht, daß die Berliner Sozialdemokraten fortschrittlicher als die Berliner Linken seien.)

Ich habe es schon mehrfach formuliert: Mir ist es völlig egal, ob die Verkäuferin im Supermarkt ein Kreuz, ein Nudelsieb, ein Kopftuch oder eine Kippa trägt, von ihr verlange ich nur, daß sie freundlich, zuvorkommend und kompetent ist. Wenn nicht – ich muß da ja nicht hingehen, es gibt Alternativen. Aber auf ein Amt muß ich, weil der Gesetzgeber zum Beispiel von mir verlangt, daß ich einen Personalausweis besitzen muß. Kinder muß ich auf eine Schule schicken und vor Gericht muß ich ebenfalls, wenn der Richter es verlangt, erscheinen. Da kann ich es nicht nur erwarten, sondern sogar verlangen, daß ich von religiöser Symbolik oder sonstigem Irrationalismus verschont bleibe. Daher begrüße ich die »Initiative Pro Berliner Neutralitätsgesetz« und habe deren Aufruf auch schon unterschrieben.

Die Linken (und nicht nur die Linke) tun sich ja schon lange schwer mit der religiösen Neutralität: Als ich Anfang der 1980er Jahre an der »VolksUni Berlin« teilnahm (als Haug-Schüler war das für mich selbstverständlich) entdeckte ich irritiert ein paar Bärtige oder Verschleierte, die dort den Koran verteilten. Auf mein Nachfragen erfuhr ich von den Organisatoren, das wären doch Muslime aus dem Iran und die wären doch wie »wir« auch gegen den Schah. Heilige Einfalt, nur weil jemand den gleichen Gegner hat, ist er noch lange nicht mein Freund. Die AfD ist auch gegen Merkel, aber trotzdem würde es mir nicht im Traume einfallen, mich mit der AfD zu verbünden.

Religionen halte ich übrigens für die AfD des Geistes. Qua eigenem Kredo intolerant, aber von allen anderen Toleranz gegen sich einfordern. So tickt die AfD und so ticken auch alle Religionen.

Obiges Photo des in die Schlagzeilen geratenen Neuköllner Ali-Baba-Kinderspielplatzes habe ich übrigens mit Absicht ausgewählt. Denn natürlich ist der Halbmond ein religiöses Symbol – genauso wie das Kreuz. Denn warum gibt es wohl in den muslimischen Ländern den »Roten Halbmond« anstelle des »Roten Kreuzes«? Das Spielgerät stellt mit Sicherheit keinen »orientalischen Palast« (wie die Initiatoren behaupten), sondern eine Moschee dar. Ich mache mir meine Hose doch nicht mit der Kneifzange zu. Und Kirchen, Moscheen und Synagogen haben auf Kinderspielplätzen nichts zu suchen. Auch das verlangt nach meiner Rechtsauffassung das Berliner Neutralitätsgesetz. [Photo (cc): Gabriele Kantel]


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Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

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