Dave Winer regt eine Diskussionsrunde der zornigen Gründer des Internets an, die darüber diskutieren sollten, wie man dieses Netz wieder den Klauen der Datenkraken und Großkonzerne entreißen könnte. Sie sollten den Menschen erzählen, wie schön das Fundament des Webs war, bevor es Facebook, Google und Co. mit ihrem Müll zugeschüttet hatten. Und darüber nachdenken, wie zum Teufel das passieren konnte.
Gerade angesichts meiner jüngsten Erfahrungen mit YouTube wäre ich sofort dabei.
1 (Email-) Kommentar
»Und darüber nachdenken, wie zum Teufel das passieren konnte.«
1. Geldgeilheit ("reich werden durch bloggen", Banner und Werbung einbinden)
2. Geldgeilheit ("Sichtbarkeit erhöhen", 1017 Webwidgets, Search Engines und Buttons einbinden)
3. Geldgeilheit (nein, wirklich, 98% der Dinge im Internet sind komplett überflüssig, es ist die ständige Wiederholung des selben, die ständige Spiegelung der Ergüsse der Mitbewerber um die Topplätze in der Meinungsführungsliga…
Originaler, origineller Content der NICHT als Werbeköder fürs Klickhurentum erstellt wurde, ist mittlerweile unter 5%) => ja, der böse Kapitalismus.
4. Bequemlichkeit:
- Einen Hoster zu benutzen ist einfacher als den Webserver auf dem PC unterm Schreibtisch zu hegen und zu pflegen.
- Einen Blogpost in eine fertige Webseite zu pasten und zu submitten ist einfacher als mit einer eigenen Seite an den Start zu gehen (*).
- einen fertigen Piep wiederzuzwitschern ist einfacher als selbst einen Satz mit Inhalt und Aussage in 140 Zeichen zu quetschen.
- ein like oder +1 unter ein fertig geschriebenen Satz zu klicken ist einfacher als selbst Texte zu verfassen und zu veröffentlichen.
- Seinen content an Google AMP zu verfüttern ist einfacher als sich einen Kopf um mobilgerechte Darstellung zu machen und die Seiten statisch vorkomprimiert vorzuhalten.
- der Impressums-/Klarnamen-Zwang und daraus resultierend das Abmahnwesen in D (Grund dafür, dass ich nicht mehr auf deutsch und nicht in der EU schreibe).
( * = direkte Folge davon, dass HTML/CSS/JS immer komplizierter wurde und irgendwie immer manisch drei dicke Scheiben Webserver/CMS/Datenbank mitverkauft wurden.
=> fast keiner traut sich das selbst zu
=> fast keiner macht es noch )
5. Herdentrieb: "Alle sind da, ich muss auch" - Nö, muss man nicht, aber dann hat man keine "Freunde" und man wird nicht "geliked" und es folgt einem auch niemand. Ich glaube dass das nicht viele vertragen, wenn sie ihrer eigenen Unbedeutsamkeit gewahr werden.
»Gerade angesichts meiner jüngsten Erfahrungen mit YouTube wäre ich sofort dabei.«
Konsequenz! - Konsequenz? - Da jeder bei sich selbst anfängt, müsstest du erst mal aufhören jeden Post auch zusätzlich auf Zwitscher, Du-Rohr und Gesichtsbuch packen und diese Konkurrenzveranstaltungen zu deiner Seite damit ständig aufzuwerten, hier keine Werbung mehr einbinden, oder wenn du so extrem sein willst/kannst wie ich, Suchmaschinen die Türe weisen (robots.txt).
Eigentlich wäre es auch gut eine eigene Suche einzubinden. Also beim Hochladen der statischen Seiten auch einen fertigen Index hochzuladen, den ein winziges dynamisches Skriptchen interaktiv durchsuchen kann, weil nur dann Suchmaschinenoligopol gebrochen werden kann. z.B. http://www.blevesearch.com/
Gopher hatte eine verteilte Indizierung und Suche, dafür keine Cookies, keine Referrer, keine Mechanismen zum reich werden… - rate mal, warum es verschwunden ist…?
Dann kommt keiner mehr vorbei? Es ist nur noch "WebwiXXXerei"? 86% der Zugriffe sind bots (die sich zudem nicht an die robots.txt halten?)
Dann weiß Du jetzt, warum ich mein Zeug aufs NAS packe und den richtigen Leuten die Links darauf schicke. Per Email+GPG, nicht per WA oder Telegram. Für die ~15 Leute kann ich sogar Videos selbst hosten.
Ja, das ist digitales Homing/Cocooning, oder auch Web-Biedermeier.
Ein bisschen (Alters-? ;))Radikalität sollt schon sein, ich poste nirgends einen Beitrag, wo penetrant Werbung eingebunden ist, wenn ich am Adblocker werkeln musste, kann es sein, dass die Seite ärgerhalber gleich auf der Blockliste des pihole landet. Ich werde postingfaul, wenn irgendwo ein code of conduct formuliert wird, ziehe mich ganz zurück, sobald der mandatory wird. Leute in solchen Umgebungen wollen keinen offenen Diskurs, sie wollen 100%ige Bestätigung ihrer fest gefügten Meinung, sonst Bannhammer/Nazikeule/Misogynist. Auf solche Gesellschaft kann ich verzichten.
Ja, mein "Internet" ist die letzten Jahre geschrumpft.
Mein Peak Internet war 2001 im Frühjahr.
Im Rückblick hat es schon Herbst 2001 begonnen, als die Universitäten ihre bis dahin freien Inhalte verschwinden ließen, als kein new economy Geld mehr da war, Bologna anklopfte und Studiengebühren eingeführt werden sollten.
Es hat kräftig weitergemacht 2005, als alles kommerzialisiert wurde, auch um 2009 verschwanden viele Seiten zu welchen ich noch Bookmarks habe. Gut die Hälfte meiner Links zu bestimmten Themen sind mit geovista im Gulli verschwunden - wird auch nicht wieder kommen, da die Leute die auf Geovista ihre Erfahrungen gepostet haben, jetzt oft >80 oder tot sind.
In den Jahren 2005-2017 hat es auch fast alle Webforen, in welchen ich verkehrte, zerlegt, entlang der Bruchlinien Regulars-Neulinge, Mann-Frau, politisch "links"/"rechts". Die restlichen beiden wurden von Genderkreischsägen und ihren weißen Rittern aus dem Dasein krakeelt.
Die meisten Foren existieren noch, sind aber tot, ohne Leben.
Und seit 2013 zählt an vielen Orten meine Meinung nichts mehr, wenn jemand meine Hauptfarbe und/oder Geschlecht kennt oder zu kennen glaubt. Das ist Rassismus und/oder Sexismus genau nach Definition, nur dass es halt vorgeblich gerechter und deshalb okay ist, wenn es Hellhäutige, Männer oder hellhäutige Männer trifft…
Wenn argumentative Widersprüche Aneurysmata auslösen würden, würde es in gewissen Gesellschaftsbereichen sehr leer aussehen ;)
Ich bin wieder mehr im echten Leben, ich schaffe wieder 180..200km/Tag auf den Fahrrad, ich habe 7 Stück 6m lange Gartenbeete, mein alter Herr eine gut ausgestattete Werkstatt - meine Zeit kann ich auch anders kreativ/produktiv gestalten.
Die Erinnerung an mein Internet 1994-2001 ist schön, aber halt nur eine Erinnerung.
– Peter F. (Kommentieren) (#)
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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