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Thread: Social Media, RSS, P2P und die Flucht aus den Datensilos

Bruno H. machte mich per Email auf diesen Lobgesang auf RSS in der Tagesschau aufmerksam. Eigentlich ein alter Hut, aber die Erwähnung von RSS als Alternative zu den Datensilos von Facebook und Co. erinnerten mich an eine alte Idee von mir. Während die Tagesschau als Nachrichtenanbieter RSS nur als einseitigen Vertriebskanal für ihre Meldungen sieht (Tagesschau zum Leser/Hörer (denn RSS war ursprünglich auch ein Vertriebskanal für Podcasts – ohne Feed kein Podcast)), geht mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, ob und wie man RSS-Feeds als Basis für ein P2P-basiertes soziales Netz aufbophren kann. So eine Mischung aus River of News und Blogroll.

So etwas ähnliches gab es in der Frühzeit des Bloggens ja schon einmal, den Ping-Service von Weblogs.com, der Nachteil war aber, daß eben dieser zentrale Server vorhanden sin mußte und als der schloß, war das Geschrei groß.

Die Frage, die mich umtreibt, ist, ob es nicht irgendwie auch ohne zentralen Server geht. Dave Winer bastelt an einer Wiedergeburt von XML-RPC, dieses Mal in JavaScript, die Frage wäre also: Wie organisiert man mit diesem Protokoll verteilte Ping-Nachrichten, ohne auf einen zentralen Server angewiesen zu sein.

Und was noch fehlt, wäre eine Software, die nur RSS-Feeds herausschreibt und nicht unbedingt dafür ein Weblog voraussetzt – mein regelmäßiger Kommentator Robert T. bastelt glaube ich an so etwas (gab es früher auch schon einmal, hatte ich damals in meinem Büchlein zu RSS vorgestellt).

Dienste wie GitHub, GitLab, Netlify – aber auch Amazons AWS – könnten als dezentrale Ping-»Server«, aber auch als Listener genutzt werden.

Ich stelle daß hier erst einmal zur Diskussion, denn ich habe selber auch noch keine klare Vorstellung, ich muß darüber noch ein wenig nachdenken. Als erstes werde ich im Rahmen des sowieso fälligen Redesigns des Schockwellenreiters ihm erst einmal eine Blogroll und einen Nachrichtenfluß spendieren. Schaun wir mal!

GitHub und GitLab Pages

Über GitHub Pages als Werkzeug für die Flucht aus den Datensilos hatte ich ja hier schon einmal nachgedacht, im Rahmen meiner GitLab-Erkundunge bin ich auch auf GitLab Pages gestolpert, das einen ähnlichen Dienst anbietet. Hier erst einmal ein paar Links:

War sonst noch was? Ach ja, Dave Winer fürchtet Googles Kontrolle über das Web und darum möchte er, daß jeder in der Lage sei, seinen eigenen Webserver zu hosten. Und zwar ohne daß dafür ein Informatik-Diplom notwendig sei. Irgendwie kommen unsere Ideen da auch zusammen.

Und BoingBoing featured das Buch The Open Revolution: rewriting the rules of the information age von Rufus Pollock, dem Gründer der Open Knowledge Foundation, das den Kampf zwischen einem offenen und freien gegen ein geschlossenes und unfreies Netz thematisiert. Zum Buch gibt es auch eine Website: »https://openrevolution.net/«. Dort kann man es auch als PDF oder EPUB herunterladen.

Wie Ihr seht, gibt es viele Anstrengungen, das Netz wieder den Klauen der Datenkraken zu entreißen und viele Wege, es nicht zum Abspielkanal der Bewußtseinsindustrie verkommen zu lassen.

Zu einem freien Web gehört natürlich auch, daß sich niemand von den privaten Zensoren des Gesichtsbuchs vorschreiben lassen muß, welche Nacktbildchen den prüden »Gemeinschaftsstandards« entsprechen und welche nicht.


2 (Email-) Kommentare


Lieben Dank für die Erwähnung. :) Ja, ich arbeite gerade an so einer Software (Python) und die Fragen die du dir stellst, hatte ich auch schon auf meinem Schreibtisch liegen. An dieser Stelle mäkelt es aber auch noch.
Wie ich hier schon öfter erwähnt habe, will ich meine Software mit IPFS verknüpfen. Bisher wird das ja alles noch über das Terminal gelöst und das ist für die meisten Menschen ein zu großes Hindernis. Meine Idee ist bisher so gestaltet. Man lädt sich den PythonOnliner von einer Webseite runter, danach drückt man einen Button (oder zwei) und nachinstalliert IPFS. Danach kann man IPFS starten und muss nur noch seine Dateien in den Server Ordner legen. Vom PythonOnliner bekommt man dann auch gesagt, welchen Link man kopieren muss um seine Seite öffentlich zu machen. So wenig Terminal wie möglich, damit das freundlicher für Benutzer wird.
Die RSS Liste wollte ich aus einer Textdatei auslesen, die vom Benutzer verwaltet wird, diese könnte dann auch veröffentlicht (oder getauscht) werden. Das würde zwar alles ein wenig langsamer gehen, aber Zeit sollte keine Rolle spielen. Die Idee von dir mit den verschiedenen dezentralen Ping Servern finde ich nicht schlecht. Vielleicht kann man sich UBlock als Beispiel nehmen.
UBlock ist eigentlich nur ein Verwalter für die Funktionen der Software und die einzelnen Listen. Man kann Listen ab- und abwählen, selber eintragen oder ganz löschen. Man kann auch innerhalb der Listen einzelne Domain-Adressen löschen hinzufügen usw. Nach einem vom Benutzer selber eingestellten Intervall werden die einzelnen Listen aufgefrischt. Die Listen kann man quasi überall veröffentlichen (Pastebin, Guthub, auf seinem eigenem Webserver oder vielleicht über die IPFS-API. Mit dieser habe ich mich aber noch nicht beschäftigen können und ich wollte auch erst die Software in ihrer Grundstruktur aufgebaut haben, bevor ich meine weiteren Meilensteine bearbeite. Das ist mein bisheriger Standpunkt. Ideen, konkrete Vorschläge und Kritik gewünscht.

– Robert T. (Kommentieren) (#)


Ich glaube, daß Ansätze wie StatusNet oder ActivityPub aus dem Umfeld der freien sozialen Netzwerke durchaus Potential hätten, diese Art von Netz zu tragen. Gerade Mastodon lebt ja sehr massiv von der Idee, ohne zentralen Server arbeiten zu können. Dort gab es auch schon gelegentlich Diskussionen, dieses Format für "längere" Posts und die Art von Kommunikation aufzubohren, die man eher auf Weblog- und Publishing-Ebene findet. Oder noch ein Kandidat: XMPP-PubSub. Das nutzen beispielsweise https://movim.eu/ sowohl für Chat/Kommunikation als eben auch dezentrales Publishing. Auch damit ließen sich viele der gegenwärtig auf zentralen Servern umgesetzten Use Cases abbilden. Vermutlich läuft es, wie an so vielen Stellen, darauf hinaus, sich irgendeine dieser Technologien zu nehmen und drumherum ein möglichst robustes, für Gelegenheitsnutzer und Einsteiger konsumierbares und zugängliches Werkzeug zu schaffen, das Dezentralität genau so zugänglich wie Github oder Facebook macht. Dort sehe ich derzeit die heftigsten Defizite bei all diesen Ansätzen…

– Kristian R. (Kommentieren) (#)


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