image image


image

Sisyphos & Co.: Altgriechische Strafen mit Twine und Bitsy

Pippin Barr unterrichtet kreatives Programmieren und Spieledesign an der Concordia University in Montréal. Daneben bastelt er (wie er schreibt um nicht zu verblöden) seltsame Spiele und die seltsamsten sind eine Reihe von Spielen, die sich mit altgriechischen Strafen befassen. Sie behandeln

  • die Sage von Sisyphos, der von den Göttern dazu verdonnert wurde, ewig einen Stein einen Berg hiaufzuwälzen und der kurz vor dem Ziel immer wieder herunterrollt,

  • die Strafe des Tantalos, dem das Wasser bis zum Hals stand und über dem ein Apfel schwebte. Jedoch jedesmal, wenn er trinken wollte, verschwand das Wasser und jedesmal, wenn er essen wollte, wirbelte ein Sturm den Apfel in unerreichbare Höhen. Daneben schwebte ein mächtiger Felsbrocken über seinem Haupt, der jeden Moment herabzustürzen und ihn zu erschlagen drohte,

  • die Geschichte des Prometheus, der den Menschen gegen den Willen des Zeus das Feuer brachte. Zur Strafe wurde er vom Göttervater an einem Felsen im Kaukasus festgeschmiedet und jeden Tag fraß ein Adler seine Leber, die jedoch über Nacht wieder nachwuchs.

  • die fünfzig Danaiden, Töchter des Danaos, die auf Befehl ihres Vaters alle – bis auf einen – ihre jungen Ehemänner in der Brautnacht töteten. Zur Strafe muß jede von ihnen unablässig Wasser in einen durchlöcherten Behälter gießen.

  • Die letzte Geschichte ist eigentlich keine antike Strafe, sondern geht auf Zenon von Elea zurück und behandelt das Rennen des Achilles mit einer Schildkröte, die einen Vorsprung besitzt und die dadurch der antike Held niemals einholen kann, denn immer, wenn er die Hälfte des Vorsprungs zurückgelegt hat, hat die Schildkröte einen, wenn auch kleineren Vorsprung erlaufen.

Pippin Barr hat diese Geschichten einmal in Twine, einer Software zum Erstellen von interaktiven Geschichten, implementiert und dabei die Möglichkeiten des Hypertextes voll ausgeschöpft. Es sind durchaus witzige (und winzige) Realisationen entstanden.

Zum zweiten ist wohl auch er der Meinung, daß in der Beschränkung die Kraft liege und hat Implementierungen der Geschichten in Bitsy vorgestellt, einer minimalstischen Game Engine mit bewußt selbst auferlegten Beschränkungen. Auch diese Progrämmchen sind witzig (und winzig).

Pippin Barr verfolgt diesen experimentellen Ansatz schon seit 2011 und es gibt auch Implementierungen in Phaser, jQuery und Schach (sic!) – ebenfalls in jQuery realisiert. Sie alle sind Teil seines Ganes of Research-Projektes und alle in seinem GitHub-Repositorium zu finden. Wenn man einmal von den Schach-Implementierungen absieht, halte ich jedoch die beiden Implementierungen in Twine und Bitsy für die witzigsten.

War sonst noch was? Ach ja, Alastair Aitchison hat Computerspiel-Theorie mit Escape Rooms verglichen, um überhaupt herauszufinden was ein »Spiel« sei. Braucht man das? Ich weiß es nicht, aber der Rundumschlag ist recht Unterhaltsam und lehrreich.


(Kommentieren) 

image image



Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

Alle eigenen Inhalte des Schockwellenreiters stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz, jedoch können fremde Inhalte (speziell Videos, Photos und sonstige Bilder) unter einer anderen Lizenz stehen.

Der Besuch dieser Webseite wird aktuell von der Piwik Webanalyse erfaßt. Hier können Sie der Erfassung widersprechen.

Diese Seite verwendet keine Cookies. Warum auch? Was allerdings die iframes von Amazon, YouTube und Co. machen, entzieht sich meiner Kenntnis.


Werbung


Werbung


image  image  image
image  image  image


image