image image


image

Jubiläum: Zwanzig Jahre Schockwellenreiten

The same procedure as every year: Heute vor zwanzig Jahren war es in Berlin unerträglich heiß (28°C), doch statt auf unserer Dachterrasse (auf die hatte ich schon lange nicht mehr verlinkt – seit unserem Umzug nach Britz vor zehn Jahren ist es ja auch nicht mehr »unsere« Dachterrasse) zu hocken und mir die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, saß ich im schattigen Arbeitszimmer vor dem Rechner, wühlte mich durch die Frontier- und Manila-Dokumentation und hob dieses Weblog Kritzelheft aus der Taufe. Es ist kaum zu glauben, aber seit nun zwanzig Jahren schreibe ich nun beinahe (werk-) täglich das Internet voll. Außer Dave Winer und mir kenne ich niemanden, der so lange mit dieser Regelmäßigkeit durchgehalten hat.

Wie geht es nun weiter? Eigentlich wollte ich ja zum Jahrestag des Schockwellenreiters keine Vorsätze mehr fassen, aber im ersten Jahr meiner Beratertätigkeit meines Rentnerdaseins mußte ich feststellen, daß die Kenntnisse über die Grundlagen des Netzes und wie es funktioniert selbst in den zuständigen Fachabteilungen erschreckend gering sind. Kaum jemand spricht dort HTML und CSS, bestenfalls rudimentäre JavaScript-Kenntnisse sind vorhanden (JavaScript ist ja mittlerweile als eine richtige Programmiersprache anerkannt). Ich denke, »Schuld« daran sind auch die Techniken, die ich seinerzeit als Bausteine für ein demokratisches Web begrüßt hatte: Content Management- und Blogsysteme und die diversen sozialen Netze machen es so einfach, das Netz vollzuschreiben, ohne daß man die darunterliegende Technik verstehen muß. Aber man begibt sich dadurch in eine gefährliche Abhängigkeit. Was ist, wenn flickr stirbt, Wordpress.com seinen Dienst einstellt oder das Fratzenbuch an seiner Gier erstickt?

image

Auch um dieser Abhängigkeit zu entkommen, hatte ich den Schockwellenreiter ja vor knapp acht Jahren mit Hilfe von RubyFrontier und Markdown auf statische Seiten umgestellt (Danke an Matt Neuburg, dem Schöpfer von RubyFrontier) und damit läuft es immer noch. Und da ich – trotz aller Kritik (Abhängigkeit vom angebissenen Apfel) – mit diesem Stück freier Software zufrieden bin, werde ich meine Experimente mit RubyFrontierDocs (Quellcode auf GitHub) wieder aufnehmen. Denn vielleicht sind es gar nicht die Weblogs, die zu einem Web des Wissens führen, sondern viele kleine, thematisch abgeschlossene Sites, die mit- und untereinander verlinkt sind. Und um diese zu bauen, braucht man jedoch wieder Kenntnisse in HTML und CSS, und RubyFrontier verlangt, daß man diese Kenntnisse besitzt. In diesen, meinen Überlegungen haben aber auf der anderen Seite auch Werkzeuge wie Twine als Autorensysteme einen Platz – ich weiß nur noch nicht wo.

Ihr seht, diese Gedanken sind noch ziemlich unausgegoren, aber Gedanken formen sich bei der Arbeit daran. Und ich denke am Besten, wenn ich versuche, etwas zu produzieren oder zu entwickeln. Also, still digging!

Zum Schluß bleibt mir nur noch übrig, wie jedes Jahr zum Geburtstag dieses Weblogs Kritzelheftes das Motto des Schockwellenreiters aus dem namensgebenden Roman von John Brunner zu zitieren

Wir sind eine zivilisierte Spezies. Deshalb soll künftig niemand einen unrechtmäßigen Vorteil aufgrund der Tatsache erlangen, daß wir gemeinsam mehr wissen als einer von uns wissen kann.

und mich bei allen meinen Leserinnen und Lesern zu bedanken, die mir über all die Jahre die Treue gehalten haben. Bleibt mir gewogen! Und vor allem: Bleibt gesund! [Photo (cc): Jörg Kantel]


3 (Email-) Kommentare


Zwei Jahrzehnte… nicht übel. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die Jahre der immer wieder spannenden Artikel und Inspirationen. Es wird nicht langweilig. :)

– Kristian R. (Kommentieren) (#)


Auch meinerseits herzlichen Glückwunsch zum runden Jahrestag! Zwanzig Jahre: Das ist doppelt so lange wie ich mit meinen Blogs dabei bin. Und ich kann nur nochmals dazu einladen, dein Blog bei archive.org zu archivieren und bei der DNB als Netzpublikation abzuliefern. Letzteres wird dann automatisiert. Das geht natürlich umso besser, je mehr man auf Standards wie WordPress setzt, Eigenbau erschwert sehr wahrscheinlich das Harvesting.

– Juergen F. (Kommentieren) (#)


Glückwunsch! Das heist dann auch das du seit 17 Jahren, als wir uns auf der ersten BlogTalk Konferenz im Mai 2003 trafen, in meinem Feedreader auftauchst.

– Ton Z. (Kommentieren) (#)


(Kommentieren) 

image image



Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

Alle eigenen Inhalte des Schockwellenreiters stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz, jedoch können fremde Inhalte (speziell Videos, Photos und sonstige Bilder) unter einer anderen Lizenz stehen.

Der Besuch dieser Webseite wird aktuell von der Piwik Webanalyse erfaßt. Hier können Sie der Erfassung widersprechen.

Diese Seite verwendet keine Cookies. Warum auch? Was allerdings die iframes von Amazon, YouTube und Co. machen, entzieht sich meiner Kenntnis.


Werbung

Diese Spalte wurde absichtlich leergelassen!


Werbung


image  image  image
image  image  image


image