Während der letzten fast 25 Jahre meiner Berufstätigkeit habe ich die Erstellung vieler digitaler Sammlungen begleitet (wie zum Beispiel diese). Die ersten entstanden um 1996 und waren – es gab ja noch nichts anderes – statische Websites, doch dann waren meine Kollegen und ich der Faszination dynamischer Frameworks erlegen. Die meisten von uns angelegten Sammlungen basierten auf Zope 2, so auch das große Projekt European Cultural Heritage Online (ECHO). Dieser Web-Application Server wurde (da der Nachfolger Zope 3 nicht rückwärtskompatibel war) lange Zeit vernachlässigt1 und mußte mühselig am Leben gehalten werden. Daher begann ich in den letzten Jahren (leider meistens erfolglos) dafür zu werben, diese Sammlungen (oder zumindest neu erstellte Sammlungen) als statische Websites zu veröffentlichen.
Was aber dafür fehlte, war ein Framework für digitale Sammlungen. Nun hat die Bibliothek der University of Idaho ganz neu den Collection Builder entwickelt, ein auf Jekyll basierendes Werkzeug für statische, digitale Sammlungen. Es kann auf drei Arten betrieben werden: Zusammen mit GitHub Pages, als Stand Alone-Version (noch in Entwicklung) und als »Skin« für ein bestehendes System.
Für den Betrieb zusammen mit GitHub Pages hat die Bibliothek eine Video-Tutorial-Reihe herausgebracht. Leider (noch?) nicht als Playlist, daher verlinke ich hier auf jedes einzelne Video:
Wichtigstes Merkmal des Collection Builders ist, daß er von den Metadaten (abgelegt in einer Tabellenkalulation) angetrieben wird. Damit sind die oft vernachlässigten, aber (nicht nur) in wissenschaftlichen Sammlungen wichtigen Metadaten First Class Citizen – ohne sie läuft gar nichts.
Daneben gibt es eine umfangreiche Dokumentation und einen mehr als einstündigen Video-Workshop »Build a website with GitHub Pages and Jekyll«. Der Collection Builder benötigt neben einer Tabellenkalkulation die (meist frei und Open Source verfügbaren Werkzeuge) Ruby als Programmiersprache, Jekyll als Generator für statische Seiten, Git und eventuell einen GitHub-Account und einen Texteditor Eurer Wahl. Falls Ihr also nicht auf proprietärer Software (zum Beispiel bei der Tabellenkalkulation oder beim Texteditor) besteht ist alles kostenlos und frei.
Ich jedenfalls bin angefixt und sollte vielleicht einmal eine Sammlung mit dem Collection Builder anlegen.
2 (Email-) Kommentare
Bin über Burks auf deine Seite Collection Builder gestoßen. Meine Frage dazu: wie unterscheidet sich das von einer statischen Web-Site der Nuller Jahre – also im Sinn einer Site als Dokument mit Status "fertig"?
– Wolf-Dieter B. (Kommentieren) (#)
Gar nicht. Das Entscheidende ist aber, daß der Collection Builder nicht von (Markdown-/HTML-) Seiten/Artikeln/Blogposts, sondern von Metadaten angetrieben wird. Der Nutzer muß »nur« die Metadaten anlegen (in einer CSV-Datei) und ein wenig an der Konfiguration schrauben. Alles andere erledigt die Software.
– Jörg Kantel (Kommentieren) (#)
Ob der Zope 2-Nachfolger Zope 4 die Situation wieder verbessert hat, weiß ich nicht, Zope 4 wurde erst 2019 veröffentlicht, da war ich schon in Rente. ↩
Über …
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