Je älter ich werde, desto häufiger ertappe ich mich bei der Frage, was eigentlich mit meinen vielen Webseiten passiert, wenn ich – aus welchen Gründen auch immer, ich will ja nicht gleich das Schlimmste annehmen – die Hostingkosten nicht mehr aufbringen kann? Besonders nach meinem Schlaganfall im Oktober letzten Jahres kommt mir der Gedanke immer häufiger.
Seit etwa zehn Jahren werden dieses Blog Kritzelheft, mein Wiki und noch ein paar andere Seiten – wie zum Beispiel diese – auf Amazon S3 gehostet. Das ist zwar extrem günstig (ich zahle im Monat in der Regel unter zehn Euro), aber wenn ich nicht mehr zahlen kann, dreht mir Amazon mit ziemlicher Sicherheit den Hahn zu.
Daher habe ich mich nach kostenlosen Hostern als Alternative umgeschaut. In die engere Wahl sind dabei GitHub Pages, GitLab Pages und Netlify gekommen.
GitHub Pages ist dabei zur Zeit mein Favorit. Ja, ich weiß, es ist Microsoft, aber denen traue ich am ehesten zu, daß der Dienst auch noch lange existiert. Zumal schon etliche meine Repositorien dort im GitHub Arctic Code Vault-Programm aufgenommen und damit für die »Ewigkeit« archiviert worden sind. Die einzige Beschränkung, die mir eventuell weh tun könnte, ist das Limit von 10 GB je Repositorium. Aber ich habe nachgeschaut: In den letzten fünf Jahren hat der Schockwellenreiter knapp fünf Gigabyte an Daten angehäuft, ich hätte als etwa für zehn Jahre Ruhe. Und in dieser Zeit kann ich hoffen, daß Plattenspeicher so günstig geworden ist, daß dieses Limit nach oben angehoben wird.
GitHub Pages ist sehr eng mit Jekyll verbandelt, aber nicht abhängig davon. Jeder Static Site Generator (SSG), der Standard-HTML herausrendert, geht (zur Not auch handgeklöppelte HTML-Seiten). Eng ist zum Beispiel auch die Anbindung von Pelican, Nikola, Hugo oder Publii, um nur einige andere SSGs zu nennen.
GitLab hat – wen wundert’s – mit GitLab Pages ein zu GitHub Pages sehr ähnliches Angebot im Portfolio, für das fast alles gilt, was ich oben schon geschrieben habe. Damit ist der Dienst also eine echte Alternative für alle, die bei der Nennung des Namens »Microsoft« Pickel bekommen.
Dann ist da noch Netlify. Dieser Static Site Generator ist in der Grundversion ebenfalls kostenlos und er scheint schon in dieser Version keine Mengenbegrenzung zu kennen. Netlify wird im Blogdown Ebook in Verbindung mit R Markdown (zusammen mit Hugo) und auch von Publii explizit als Hoster für Blogs und kleinere, persönlich Webprojekte empfohlen. Das ist in meinen Augen so etwas wie ein Ritterschlag. Und Netlify scheint auch finanziell auf sicheren Füßen zu stehen, so daß eine langjährige Existenz dieses Dienstes zu erwarten ist.
Es gibt noch ein paar andere Dienste, die ich mir angeschaut habe oder die ich mir noch anschauen werde. Da ist zuallererst Heroku, ein Cloud-Webhoster für Entwickler (Ruby, Java, Python etc.), der natürlich auch statische Seiten hosten kann. Aber das bedeutet – glaube ich – mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Und Glitch ist ein nettes Spielzeug, doch das Anwendungs-Szenario dieses Dienstes liegt woanders. Aber wenn jemand von Euch da draußen noch Hinweise hat, nehme ich sie gerne entgegen.
Alle oben genannten Dienste bieten übrigens ohne Zuzahlung SFTP an. Nicht daß mich das groß juckt, ich halte für statische Seiten SFTP immer noch für überflüssig und für ein teures Sicherheitstheater (Dave Winer). Aber wenn ich es als kostenlose Draufgabe bekomme …
War sonst noch was? Ach ja, im Bezug auf Langlebigkeit von Webdiensten gipfelte mein worst szenario ja immer in der Frage »Was tun, wenn flickr stirbt«? Da habe ich am Wochenende eine Mail von SmugMug, dem Eigentürmer von flickr bekommen, die unter dem Motto »flickr für immer« Sicherheit für die nächsten 100 Jahre verspricht, dafür stände unter anderem die Flickr Foundation. Ein wenig beunruhigt mich allerdings, daß in dem Text nur über den kostenlosen Account geredet wird. Doch was ist mit mit und meinem Pro-Account? Was geschieht mit meinen Bildern dort, wenn ich den Account nicht mehr bezahlen kann? Kamm jemand meine Befürchtungen ausräumen?
Ach ja, und noch etwas: Dieses Jahr wird der Schockwellenreiter seit zehn Jahren mit RubyFrontier als statische Seiten herausgeschrieben. Mittlerweile ist diese Software etwas in die Jahre gekommen. Daher denke ich auch hier über Alternativen nach. Dazu mehr in einem weiteren Beitrag in den nächsten Tagen.
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
Alle eigenen Inhalte des Schockwellenreiters stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz, jedoch können fremde Inhalte (speziell Videos, Photos und sonstige Bilder) unter einer anderen Lizenz stehen.
Der Besuch dieser Webseite wird aktuell von der Piwik Webanalyse erfaßt. Hier können Sie der Erfassung widersprechen.
Diese Seite verwendet keine Cookies. Warum auch? Was allerdings die iframes
von Amazon, YouTube und Co. machen, entzieht sich meiner Kenntnis.
Werbung
Diese Spalte wurde absichtlich leergelassen!