image image


Testbericht: Markdown-Editoren für das iPhone

Ich hatte ja vor ein paar Tagen nach Eurer Empfehlung für einen Editor für das iPhone gefragt. Er sollte folgende Features besitzen:

  • Synchronisieren mit der Dropbox
  • (Multi-) Markdown-Unterstützung (schön – aber nicht Voraussetzung – wäre auch kramdown) mit integrierter HTML-Vorschau
  • Speichern der Texte als UTF-8 mit der Endung .txt.

In Mails, auf Twitter und in den Kommentaren wurden mir folgende drei Editoren empfohlen1: WriteUp (kommerziell, US-$ 4,99), iA Writer (kommerziell, US-$ 0,99) und nocs (frei – wie Freibier?). Ich habe diese drei auf meinem iPhone instaliert und sie einem kleinen Test unterzogen.

WriteUp

image   image   image

Auf den ersten Blick hatte ich das Gefühl, mit WriteUp den Editor gefunden zu haben. Er fühlte sich gut an und die erweiterte Tastatur gab mit ein Gefühl, daß die Macher an den Markdown-User gedacht haben. Zwar speicherte die Software nicht lokal, sondern nur in der Dropbox, aber darin sah ich kein Problem.

Aber daß der Editor dann nur Text- und Markdown-Dateien (Endungen entweder .txt oder .md) lud und sich standhaft weigerte, CSS-, JavaScript- oder YAML-Dateien zu laden, setzte meiner anfänglichen Begeisterung dann doch einen Dämpfer auf.

Vollends in den Keller ging sieh, als ich dann im Querformat editieren wollte. Hier zeigte sich der Nachteil der erweiterten Tastatur: Sie nahm soviel Platz weg, daß für den eigentlichen Editor gerade mal eine Zeile übrig blieb.

Die HTML-Vorschau versöhnte mich zwar wieder, aber nur eine Zeile im Editor, das war mir dann doch zu wenig.

iA Writer

image   image

Der nächste Kandidat, iA Writer kam auf den ersten Blick etwas sperriger daher. Was mich allerdings sofort begeisterte, war die Tastatur. Sie hatte rechts und links oben zwei Pfeiltasten, mit deren Hilfe man sich durch den zu editierenden Text steppen konnte. Das ist für jemanden wie mich, dessen Wurstfinger nie genau die Stelle treffen, an der ich editieren will, eine unschätzbare Hilfe. Und im Querformat zeigte der Editor wenigstens vier editierbare Zeilen an (mehr gab es im ganzen Test nicht).

Bei JavaScript-, CSS- und YAML-Dateien verweigerte allerdings auch der iA Writer die Zusammenarbeit. Dafür konnte er aber Beides: Sowohl in der Dropbox als auch lokal konnten die Dateien gespeichert und wieder geladen werden.

Einstellen kann man im iA Writer eigentlich gar nichts. Man muß mit dem vorlieb nehmen, was einem die Programmierer untergejubelt haben.

Die HTML-Vorschau gefiel mir sogar noch besser, als bei WriteUp, da sie mehr Platz auf einer Seite ließ. Allerdings kann man bei WriteUp die Größe seinen Wünschen anpassen, im iA Writer nicht.

nocs

image   image

nocs ist kostenlos, daher hatte ich eigentlich nicht viel von dem Programm erwartet. Doch wie es der Teufel will, eigentlich ist nocs das leistungsfähigste Programm in diesem Test gewesen. Auch nocs kann sowohl lokal als auch in der Dropbox speichern und bietet darüberhinaus eine Unmenge von Einstellmöglichkeiten, die einen erst einmal erschlägt.

Zuerst war ich allerdings enttäuscht: nocs weigerte sich, .txt-Dateien als Markdown zu erkennen. Bis ich herausfand, daß man auch dieses einstellen konnte.

Außerdem bietet nocs die Möglichkeiten, zusätzliche Features hinzuzuschalten. Für einige scheint man allerdings bezahlen zu müssen, aber Fußnoten bekommt man für umme.

Die Tastatur ist die Standard-Tastatur, man bekommt hier also keine zusätzliche Unterstützung für Markdown. Wie überhaupt sich die Programmierer strikt an die Standard-UIs gehalten haben, sowohl beim Dateibrowser wie auch bei den Preferences-Panelen. Im Querformat bekommt man ebenfalls vier Zeilen Text im Editor geliefert, mehr scheint bei dem kleinen iPhone-Monitor also tatsächlich nicht drin zu sein.

Aber: nocs kann sowohl CSS- wie auch JavaScript-Dateien editieren, nur bei YAML-Dateien steigt die Software seltsamerweise mit einer Fehlermeldung aus. Und nocs kann Bilder anzeigen. Nicht, daß ich dieses Feature wirklich benötigen würde, aber es ist schön zu wissen, daß es geht …

Die HTML-Vorschau ist allerdings gewöhnungsbedüftig und nur für Benutzer mit Lupe geeignet. Aber man kann seine eigene CSS-Datei für die Vorschau mitgeben und sie daher seinen eigenen Bedürfnissen (und seiner Augenstärke) anpassen.

Fazit

WriteUp ist der Editor, der für meine Bedürfnisse am wenigesten geeignet ist. Zwar kann man ihn an vielen Stellen seinen Bedürfnissen anpassen und er hat viele gute Ideen, aber die meisten dieser Ideen sind eher für das iPad denn für das iPhone gedacht. Wer also mehr auf einem iPad arbeiten will und nur gelegentlich das iPhone nutzt, für den ist WriteUp aber sicher ein schöner Editor.

Sehr angenehm überrascht war ich vom iA Writer. Vor allem die Cursortasten sind beim Editieren von Markdown eine große Hilfe. Allerdings kann man nicht wirklich etwas konfigurieren. Man muß ihn so nehmen, wie er ist, aber er ist so auch und für (fast) alle meine Bedürfnisse geeignet.

Die größte Überraschung war aber nocs. Dieser Editor ist wirklich sehr vielseitig, man kann an fast allem schrauben und er ist dazu auch noch kostenlos. Es gibt daher keinen Grund, ihn sich nicht auf sein iPhone zu laden.

So wird nach dem Gelesenen meine Entscheidung wohl kaum jemand überraschen. Ich habe mich entschieden, den iA Writer für das alltägliche Editieren von Markdown-Dateien zu nutzen (Ihr wißt schon, meine Wurstfinger sind einfach von den Cursortasten begeistert). Für alles, was darüber hinausgeht, habe ich ja immer noch nocs als Notnagel auf meinem iPhone.

Wer allerdings geschicktere Finger als ich hat oder einige Erweiterungen (Fußnoten!) braucht und bereit ist, an den CSS etwas Hand anzulegen, für den ist nocs der Editor der Wahl.

  1. Das stimmt nicht ganz: Empfohlen wurde mir außerdem noch Textatstic, aber dies ist eher ein Editor für Programmierer der »auch« Markdown kann und er war mir mit US-$ 8,99 nur für einen Test auch zu teuer.

(Kommentieren)  Markdown-Editoren für das iPhone bitte flattrn




Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

Alle eigenen Inhalte des Schockwellenreiters stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz, jedoch können fremde Inhalte (speziell Videos, Photos und sonstige Bilder) unter einer anderen Lizenz stehen.


Werbung


Werbung


image  image  image
image  image  image