Ich habe gelesen … was heißt gelesen? Ich habe in dem Buch »Die elektronische Welt mit Raspberry Pi entdecken« von Erik Bartmann geschmökert, geblättert, überschlagen, ich bin zurückgesprungen, habe mich festgelesen, deswegen den Umsteigebahnhof verpaßt … Kurzum: Seit Wochen beschäftigt mich diese Schwarte und ich bin von Tag zu Tag mehr begeistert.
Das Buch ist (auch im Umfang) so etwas wie eine Bibel für alle, die mit dem Raspberry Pi experimentieren wollen. Es erläutert ausführlich die Basics, die man braucht, um das Computerchen in Betrieb zu nehmen, es führt in die wichtigsten Linux-Kommandos ein und es zeigt, wie man zusätzliche Software installiert. Doch dann geht der Spaß erst richtig los: Es gibt eine Einführung in die Elektronik und es werden nützliche und notwendige Werkzeuge vorgestellt. Daß der Autor sich respektive sein Buch Die elektronische Welt mit Arduino entdecken seitenweise zitiert – geschenkt, die wenigsten von Euch werden beide Bücher besitzen.
Dann gibt es eine Einführung in Python und eine Einführung in C, dann wird noch gezeigt, wie man das Computerchen als Emulator für Retro-Games nutzt. Doch der Spaß geht ab hier noch weiter: Nach einer Kurzeinführung des Arduino legt Erik Bartmann richtig los und zeigt Schritt für Schritt in über 20 Projekten, was man so alles mehr oder weniger Sinnvolles mit den Teilen zusammenlöten (und programmieren) kann, vom einfachen Blinken einer LED, über Würfel und Roulette zu Roboterarmen und Robotern. Diese Projekte ließen mich ins Träumen geraten und legten die Grundlagen für eigene Ideen und Experimente. Basis für fast alle dieser Projekte ist ein einfaches, selbstentwickeltes Board, für das der Autor im vorletzten Kapitel natürlich eine ausführliche Anleitung zum Selberlöten gibt.
Danach zeigt er einige ausgewählte Server-Anwendungen mit dem Raspberry Pi, die ebenfalls Lust auf weitere, eigene Experimente machen und es werden etliche Erweiterungsboards mit weiteren Projekten vorgestellt. Das Buch schließt mit einigen Linux-Grundlagen, der schon erwähnten Bauanleitung für das Simple Board, einigen Cases, die es zu kaufen gibt oder die man natürlich auch selber bauen kann und weiterführenden Links und Literaturhinweisen.
Ihr merkt schon: Ich bin begeistert! Das Einzige, was ich diesem Buch vorwerfen kann, ist, daß es mit seinen fast 1.000 Seiten etwas zu schwer für die tägliche U-Bahn-Lektüre geraten ist. Trotzdem habe ich es die letzten Wochen nahezu täglich mitgeschleppt. Ich konnte einfach nicht warten, bis ich wieder zu Hause war, so sehr war ich gefesselt …
Ich wiederhole mich, aber ich tue es gerne: Das Buch ist die Bibel für alle Liebhaber des Raspberry Pi und es gehört neben jeden Arbeitstisch eines Tinkerers (und denen, die es werden wollen). Erik Bartmann ist mit diesem Buch ein großer Wurf gelungen und ich würde mir wünschen, daß der Verlag den Mut besitzt, es auch auf Englisch herauszubringen.
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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