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R.I.P. Dave Brubeck (* 6. Dezember 1920; † 5. Dezember 2012). Dieses Video eines Konzerts in Deutschland aus dem Jahre 1966 wird vermutlich ab heute tausende von Webseiten zieren, aber Take Five war einfach ein geniales Stück, das damals viele Menschen – so auch mich – für den Jazz begeistert hatte. Neben Dave Brubeck am Piano spielen Paul Desmond am Alt-Saxophon, Eugene Wright am Bass und Joe Morello am Schlagzeug. (Kommentieren) (#)


Wolfgang Münchau ist (gefühlt) ewiger BWL-Student und vermutlich der letzte FDP-Wähler der Republik. In dieser Eigenschaft darf er in einem weiteren Organ des Qualitätsjournalismus regelmäßig seinen neoliberalen Unsinn ablassen: Heute zum Beispiel behauptet er allen Ernstes, daß Steuerfahnder die Wirtschaft schwächen (Spiegel Online, wegen Leistungsschutzrechtprotest nicht verlinkt). Man sieht das ja am Beispiel Griechenlands: Dort gibt es so gut wie keine Steuerfahndung und die Wirtschaft brummt! Heilige Einfalt … (Kommentieren) (#)


Dafür brauchen wir das Leistungsschutzrecht oder: Neues vom Qualitätsjournalismus aus dem Zentralorgan der Wilmersdorfer Witwen und Zehlendorfer Zahnärzte und vehementem Befürworter eines Leistungsschutzrechtes. Dort schrob (© wirres.net) eine Kerstin Hense:

Eine aufmerksame Anwohnerin aus Charlottenburg konnte am frühen Morgen einen vermeintlichen Anschlag auf Hunde verhindern: Die 53-jährige Frau hatte gegen 8.30 Uhr in der Sigmaringer Straße eine Radfahrerin, die auf dem Gehweg fuhr, dabei beobachtet, wie sie während der Fahrt kleine Gegenstände wegwarf. Da ihr das komisch vorkam, entschloss sie sich, nach den Gegenständen zu suchen. Sie entdeckte kleine, mit Rasierklingenteilen versetzte Fleischbällchen und alarmierte die Polizei. Die fünf Fleischbällchen wurden von den Polizisten sichergestellt. Es wird wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen Unbekannt ermittelt.

Bei der Radfahrerin soll es sich um eine 50 bis 60 Jahre alte Frau handeln, die mit einer roten Kapuzenjacke bekleidet war.

Und so steht es im Berliner Polizeibericht:

Ein vermutlicher Anschlag auf Hunde ist heute Morgen durch eine aufmerksame Anwohnerin in Charlottenburg verhindert worden. Die 53-jährige Frau hatte gegen 8 Uhr 30 in der Sigmaringer Straße eine Radfahrerin, die auf dem Gehweg fuhr, dabei beobachtet, wie sie während der Fahrt kleine Gegenstände wegwarf. Da ihr das komisch vorkam, entschloss sie sich, nach den Gegenständen zu suchen. Sie entdeckte kleine, mit Rasierklingenteilen versetzte Fleischbällchen und alarmierte die Polizei. Die fünf Fleischbällchen wurden von den Polizisten sichergestellt. Es wird wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen Unbekannt ermittelt.

Bei der Radfahrerin soll es sich um eine 50 bis 60 Jahre alte Frau handeln, die mit einer roten Kapuzenjacke bekleidet war.

Wenn man über beide Texte ein diff laufen läßt, stellt man fest, daß nur der erste Satz umgestellt wurde und der Plagiatorin Qualitätsjournalistin der Unterschied zwischen »vermeintlich« und »vermutlich« nicht ganz klar zu sein scheint (ich empfehle einen Deutschkurs an der Volkshochschule). Bis auf diese Verschlimmbesserung ist der Text wortwörtlich abgeschrieben.

Ach ja, einen Hinweis auf die Quelle findet man im Tagesprügel natürlich nicht. Warum auch? Wo »Tagesprügel« draufsteht ist doch »Qualitätsjournalismus« drin. Das ist in der Berliner Presselandschaft ein ehernes Naturgesetz. Was ich mich allerdings frage: Hat die Berliner Polizeibehörde eigentlich auch Anspruch auf eine Vergütung nach dem geplanten Leistungsschutzrecht? (Kommentieren) (#)

Musik zum Nikolausabend

Letzten Donnerstag in der radioeins Radio Show live aus dem Neuköllner Heimathafen: Die Reverend Shine Snake Oil Co. kommen aus Kopenhagen, haben aber amerikanische Wurzeln und spielen eine wüste Melange aus Blues, Jazz und Swing, Bluegrass, Folk, Gospel, Soul, Rocksteady und afrikanischen Polyrhythmen. Sie können gefühlvoll wie in obigem Video, aber auch wild und kraftstrotzend. Kurzum: Sie sind einfach großartig! (Kommentieren) (#)


Springer-Chef attackiert Google: Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG und bekennende Altruist und Antikapitalist Mathias Döpfner hat in der Debatte um das Leistungsschutzrecht sich im Ton vergriffen den Ton verschärft und vergleicht Google mit einer Hehlerbande:

Wir glauben dem Google-Slogan »Don`t be evil« (Sei nicht böse) und denken, die netten Jungs mit dem bunten Logo meinen es doch nur gut. In Wirklichkeit will Google nur erzkapitalistische Interessen durchsetzen und sein Geschäftsmodell optimieren. Das ist so, als würde eine Hehlerbande bei Amnesty International eine Menschenrechtspetition zur Verteidigung der freien Bürgerrechte beim Ladendiebstahl einreichen.

Steht bestimmt morgen so auch in der BLÖD-Zeitung. Ist also wahr … [Futurezone.at] (Kommentieren) (#)


Beschneidung ist ein barbarischer Akt: Mein langjähriger Freund und Ex-Kollege Jérôme Segal, Wissenschaftshistoriker, Assistenzprofessor an der Pariser Sorbonne und Universitätsdozent in Wien ist Jude, Atheist und Beschneidungsgegner. Er hält sie für einen barbarischen Akt:

Ich halte Beschneidung an nicht einwilligungsfähigen Babys und Kindern für grausam. Es ist eine starke Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit.

Und:

Es muß doch möglich sein, barbarische religiöse Rituale kritisieren zu dürfen. […] In der Thora stehen auf Ehebruch und auf Homosexualität die Todesstrafe, das wird zum Glück schon lange nicht mehr angewendet.

Dem ist nichts hinzuzufügen. [Humanistischer Pressedienst] (Kommentieren) (#)

Das Wissenschaftsvideo am Mittwoch

Der Film One World or None aus dem Jahre 1946 – ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – über die Gefahren eines Atomkrieges ist eher ein historisches Dokument denn ein Wissenschaftsvideo. Aber er zeigt sehr eindrucksvoll, daß die nuklearen Gefahren schon damals bekannt waren. Umso unverständlicher ist mir der sorglose, weltweite Umgang in den späteren Jahren sowohl mit Nuklearwaffen wie auch mit Atomkraftwerken.

Der Film ist aus dem Prelinger Archive der Library of Congress und in der Public Domain. Ihr könnt ihn daher sowohl Ogg Video, H.264 oder auch als MPEG4 hier herunterladen. Das Archiv begrüßt die Erstellung neuer Mashups aus seinen Filmen ausdrücklich, bittet jedoch darum, daß Ihr diese neuen Mashups ebenfalls dort zum Download freigebt. [The Public Domain Review] (Kommentieren) (#)


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Staatsknete für Homosexuellen-Therapie: Die Offensive Junger Christen (OJC) ist Mitglied der EKD in Berlin und der Meinung, daß Homosexualität eine (heilbare) Krankheit sei. Folgerichtig bietet sie eine »Umpolungstherapie« an. Dafür bekommt sie vom Land Hessen und vom Bund finanzielle Unterstützung, weil dies nach Ansicht der verantwortlichen Politiker unterstützenswerte »Jugendarbeit« sei. Auch ein hessischer CDU-Politiker hat diesen evangelikalen Verein und seine kruden Therapien ausdrücklich gelobt. Wundert Ihr Euch jetzt noch, warum die CDU auf ihrem jüngsten Bundesparteitag die Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften abgelehnt hat? [Spiegel Online von heute, wegen Leistungsschutzrechtprotest nicht verlinkt.]

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Mit Sicherheit aber gilt: Von der Wahnvorstellung, daß man ein höheres Wesen verehren muß, kann man geheilt werden. In der Regel reicht dazu eine einfache Erklärung beim zuständigen Amtsgericht (in Berlin ist diese Erklärung sogar kostenfrei). (Kommentieren) (#)

Peters Linkschleuder

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  • Einfaches Webhosting in der Tropfenschachtel (natürlich nur für statische Seiten) mit site44. Fünf Sites und 100 MB Traffic im Monat sind für umme zu haben, für mehr müßt Ihr zahlen. Notiz an mich: Dieses und auch die folgenden Angebote unbedingt testen!
  • Drapache ist ein ähnliches Angebot wie das oben erwähnte site44, nur mit dem Unterschied, daß die darunterliegende Software (dbpy) Open Source ist und Ihr damit Euren eigenen Server nutzen könnt (braucht Python).
  • KISSr ist ein weiterer Hoster für die Tropfenschachtel. Fünfzig MB sind frei – für mehr oder für eine eigene Domain müßt Ihr auch hier blechen.
  • Der vierte Dropbox-Hoster des heutigen Tages ist Harp. Die Macher sprechen explizit Jekyll-Blogger an.
  • Die BackupBox will Eure Daten aus der Cloud (Dropbox, Google Drive, Amazon S3 und andere Dienste) sichern und sicher transferieren. Auch ein Testkandidat.
  • Der Dropbox-Client hat ebenfalls ein Update erfahren. Es ist ein Bugfix-Release ohne neue Features.
  • Und noch ein Update: Der beste Editor der Welt ist in der Version 10.5 draußen. Die Liste der Neuerungen und Fixes ist beachtlich.

[Alle Links: Peter van I. per Email.] (Kommentieren) (#)


Banken gerettet, Mission erfüllt! Spiegel Online meldet sprudelnde Gewinne (wegen Leistungsschutzrechtprotest nicht verlinkt), die US-Banken verdienten so viel wie vor der Krise – zuletzt 38 Milliarden Dollar (in einem Quartal). Auf der Strecke blieben die unzähligen kleinen Opfer der sogenannten Finanzkrise, aber das ist Kollateralschaden, denn nur so funktioniert Kapitalismus. (Kommentieren) (#)


5. Dezember 2012 bitte flattrn

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Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

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