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Der »Fall Pirinçci«: Barbarei und Zensur?

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David Berger sieht in (s)einem gestrigen Beitrag in der Telepolis zum »Fall Pirinçci« einen Rückfall des deutschen Buchhandels in die Barbarei. Und das, weil sich Verlage und Buchhandlungen weigern, nach den jüngsten faschistoiden Entgleisungen des deutsch-türkischen Autors, seine Bücher weiter zu vertreiben. Er wirft ihnen vor, »selbsternannte Hüter der politischen Korrektheit« zu sein und damit der Freiheit »ein Messer in den Rücken« zu stoßen.

Geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Niemand kann einen Buchhändler oder einen Verlag zwingen, etwas zu verkaufen oder zu verlegen, was seiner Überzeugung widerspricht. Und Herr Pirinçci hat sich spätestens mit seinem Pegida-Auftritt endgültig von der Demokratie und der Zivilgesellschaft entfernt. Selbst wenn man mit der »Freiheit, die immer die Freiheit der Andersdenkenden« sei (nicht Voltaire, sondern Rosa Luxemburg) argumentiert, heißt es noch lange nicht, daß ich mir dieses »Andersdenken« zu eigen machen und es unters Volk bringen muß.

Denn auch wenn sich Herr Pirinçci jetzt zum Opfer hochstilisiert, für den der Boykott der Verlage und Buchhandlungen »existenzbedrohend« sei, muß man ihm nicht glauben. Herr Pirinçci hat für seine »Große Verschwulung« einen Verlag (den dem Manufactum-Gründer Thomas Hoof gehörende Manuscriptum-Verlag, daraus ziehe jeder bitte selber seine Schlüsse) und selbst wenn nicht, der Kopp-Verlag zum Beispiel nähme ihn sicher gerne. Und es wird auch immer genügend Buchhandlungen geben, die dieses Machwerk ins Schaufenster stellen (alleine schon, weil diese sich es nicht leisten können, ein lieferbares Buch ihren Kunden vorzuenthalten – das wäre existenzbedrohend).

Buchhandel und Verlage waren immer schon auch politisch und die Frage, welche Bücher ich verlege und verkaufe, ist eine politische und keine moralische Frage. Damit fällt die moralische Argumentation des Herrn Berger in sich zusammen. Die »große Verdummung« wird nämlich nicht von den Buchhandlungen und Verlagen, sondern von ihm inszeniert. Er sollte sich mal den Spiegel vorhalten. Denn wenn sich hier einer schämen muß, dann David Berger.


1 (Email-) Kommentar


Buchhandel und Verlage waren immer schon auch politisch und die Frage, welche Bücher ich verlege und verkaufe, ist eine politische und keine moralische Frage.

Vor diesem Hintergrund kann ich es nicht erwarten, bis sich die Verlage endlich selbst komplett abgeschafft haben, und der Handel mit Werken zwischen dem Author und dem Leser direkt erfolgt. Die Verlage agieren hier nämlich, wie die - je nach Sichtweise - (Lügen|Qualitäts)presse, als Vorzensurfilter.

Er sollte sich mal den Spiegel vorhalten. Denn wenn sich hier einer schämen muß, dann David Berger.

Wofür? Dafür, dass er auf ein existentes Problem hinweist? (Die politische Orientierung des Autors tut nichts zur Sache, es geht um das Unterdrücken von Texten, aus welchen Gründen auch immer).
Freiheit ist auch die der Andersdenkenden. Das ist nicht schön anzusehen, aber . Das kollektive Verschwindenlassen/Nichtanbieten von INSERT MACHWERK HERE macht das doch erst richtig interessant, bzw. legitimiert es für manche mehr, weil "da was unterdrückt werden soll".
Wären Falco’s Jeannie, Die Ärzte’s Geschwisterliebe, GröFaZ’ Mein Kampf und viele, viele andere Beispiele ohne ihre Unterdrückung nicht halb so interessant (gewesen)? Von letzterem habe ich 11 Seiten geschafft, die letzten beiden gegen arge interne Widerstände. Ich bin nicht zum Nazi geworden, kann aber nicht verstehen, wie die bay. Staatsregierung als Copyrighteigentümer sich auch heute noch gegen jegliche Veröffentlichung streubt - gründlicher als mit diesem Buch weisen sich die Nzs nirgends als INSERT INSULT HERE aus.
Gegen blindes Folgen (egal an welchem politischen Ufer) hift am besten Bildung, auch und vor allem in Fach Toleranz! Was passiert, wenn Bildung und Toleranz abgeht, kann man auf Twitter und Facebook sehr gut sehen.

– Peter F. (Kommentieren) (#)


(Kommentieren)  Barbarei und Zensur? – 20151027 bitte flattrn

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