Fake News sind irgend was mit Medien

Fangen wir mit einem Zitat an, das Burks ausgegraben hatte. Denn da beim Thema »Fake News« und Mainstreammedien offenbar bei einigen Leuten Einiges durcheinander geht, hier ein klärendes Wort des Genossen Hermann L. Gremliza aus der konkret vom Februar 2017:

Seit Wochen warnt der Bundeswahlleiter vor Leuten, die »gerade im Wahlkampf Fake News erzeugen und die Öffentlichkeit in die Irre führen« könnten. Wenn wir Fake News nicht allzu frei in erfundene Meldungen oder einfach in Lügen übersetzen, böte sich nicht nur im Wahlkampf an, statt für die überführten Täter ein neues Gefängnis zu bauen, Mauern mit vergitterten Fenstern um den Bundestag zu ziehen. Um die größeren Medienhäuser und Sendeanstalten sowieso. Denn woher hat das Pack, das Lügenpresse ruft, seine Ideologie und sein faktisches beziehungsweise postfaktisches Schießzeug? Allein aus der Lügenpresse – von Funk und Fernsehen, von »Bild«, »Welt«, »WAZ«, »Focus«, »Spiegel«, »Stern«, ARD, ZDF, Phoenix, 3Sat, RTL, Sat1 und N24, dem Sender für Wehrmachtsnostalgie.

Damit wäre eigentlich schon fast alles gesagt, aber Norbert Bolz, Professor für Medienwissenschaft an der TU Berlin, geht in seiner Kritik noch weiter:

Es geht schon um ein verzweifeltes Rückzugsgefecht der klassischen Massenmedien, die erfahren müssen, daß immer mehr Menschen an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln. Hinzu kommt, daß sich viele Journalisten als Oberlehrer der Nation mißverstehen – und das lassen sich viele Menschen nicht mehr bieten. Die Objektivität der Medien steht also nicht nur »erkenntnistheoretisch« zu Debatte. Man hat als Leser oder Zuschauer immer häufiger den schlechten Geschmack der Manipulation auf der Zunge.

Denn:

Journalisten geht es nicht um Wahrheit, sondern um Neuigkeit. Überdies gibt es eine Prämie auf schlechte Nachrichten. Die Normalität und Unaufgeregtheit der Welt kommt in den Massenmedien also gar nicht vor. Die Warner und Mahner, die Ankläger und Betroffenheitsapostel beherrschen die Szene. So erzeugt man Weltfremdheit durch Information.

Auch der Zeitungsverlegerverband Nordrhein-Westfalen präsentiert eine ganze Reihe alternativer Fakten und gibt Adblockern Mitschuld an Trumps Wahlsieg. Folgerichtig fordern die Verleger ein Verbot der Adblocker. Ich bin gespannt, wann die Verbotspartei der Grünen und der Justizminister Heiko Maas (SPD), der sowieso am Liebsten das ganze Internet verbieten würde, auf diesen Zug aufspringen. Denn auch wenn Friedhelm Greis dies als eine schlechte Adblocker-Satire der Verleger sieht, zeigen die Vorgänge um das Leistungsschutzrecht, wie leicht sich der deutsche Gesetzgeber vor den Karren der Verlage spannen läßt.

Wenigstens in der EU formiert sich Widerstand gegen ein europäisches Leistungsschutzrecht – spöttisch, aber korrekt auch »Google-Steuer« genannt. Neben Wissenschaftlern halten auch Abgeordnete die Pläne Günther Oettingers für ungeeignet. Nun ist eine Lobbyschlacht zu erwarten, bei der vermutlich doch wieder der Verbraucher, aber auch die Autoren als eigentliche Urheberrechtsinhaber, verlieren werden. (BTW: Wann zahlt eigentlich endlich die VG Wort die überfälligen Zuschüsse an die Autoren aus?)

War sonst noch was? Ach ja, Stephan Dörner, der Chefredakteur von t3n, will das dezentrale Netz retten. Seine Vorschläge (in der Hauptsache selbstgehostete Blogs, Webseiten und Wikis) sind da allerdings noch wenig konkret und dünn, da waren anderen (speziell die IndieWeb-Protagonisten) schon konkreter. Dafür lebt das Blog von Cem Basman wieder (was mich sehr freut) und Dave Winer findet zum wiederholten Mal, daß Blogs pretty good seien. Das heißt: Wir Old Farts leben noch und sind nicht kaputtzukriegen. [Photo (cc): Jörg Kantel]

1 (Email-) Kommentar

Auch ich habe wieder mein eigenes Blog(bzw. Webseite) eröffnet. Ich hatte jetzt einige Wochen Medium ausprobiert und das war auch alles ganz schön, aber nicht wirklich befriedigend. Als Techniker will ich halt auch selber gestalten, programmieren und auch mal ungewöhnliche Ideen ausprobieren. Ich finde, dass das Web wieder die Zäune und Hecken einreißen muss, die in den letzten Jahren von verschiedenen Menschen aufgebaut wurden.

– Robert T. (Kommentieren) (#)

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