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Auf dem Weg zur World-Markdown: Drei Markdown-Editoren mit Live-Preview im Test

Ich habe zur Zeit das Vergnügen, ein etwa 350 Seiten umfassendes Buch, das in Markdown geschrieben wurde, Korrektur lesen zu dürfen/müssen (es ist mein eigenes, also kann/darf ich mich nicht beschweren) und für den Druck als Print und Ebook vorzubereiten. Dabei hatte sich herausgestellt, daß dafür Markdown-Editoren mit Live-Preview – also: während man tippt, sieht man sofort die Änderungen – einfach das angenehmste Werkzeug sind. Also habe ich mir drei freie Markdown-Editoren angeschaut und einem ausführlichen Test unterzogen. Es sind dies der Moeditor, MacDown und Haroopad.

Moeditor

Der Moeditor (GPL) ist ein freier, und – da mit Electron erstellt – plattformübergreifender Editor für alle Fälle.

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Er besitzt einige voreingestellte Templates für die Darstellung und kann sowohl nach HTML wie auch nach PDF exportieren (für die PDF-Export-Funktion nutzen alle drei getesteten Editoren wohl den »eingebauten« PDF-Export der Druckfunktion des Betriebssystems und nicht den (Um-) Weg über LaTeX). Der Markdown-Sprachumfang ist auf GitHub Flavoured Markdown (GFM) beschränkt, der Editor kann wirklich nur das, was GFM kann und somit leider keine Fußnoten.

Die letzte Aktualisierung des Moeditors erfolgte vor neun Monaten und die Homepage ist auch nicht mehr vorhanden. Der Editor kann aber weiterhin von seiner GitHub-Seite als Binary für Mac, Linux oder Windows heruntergeladen werden.

MacDown

MacDown ist ein sehr schöner, freier (MIT-Lizenz) Live-Editor, der zum Herausschreiben die ebenfalls freie, in C geschriebene Bibliothek Hoedown nutzt. MacDown ist daher unglaublich schnell.

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Neben Grubers Standard-Markdown werden etliche Erweiterungen unterstützt, wie zum Beispiel LaTeX-ähnlicher Formelsatz, Tabellen und Fußnoten. Viele der Erweiterungen können in den Preferences ein oder ausgeschaltet werden. Auch MacDown besitzt einige voreingestellte Templates und die Preview besticht durch eine klare Form und schlichte Schönheit. Der Editor kann natürlich ebenfalls nach HTML und PDF exportieren und läßt eigentlich keine Wünsche übrig. Der einzige Nachteil: MacDown ist – wie der Name es schon vermuten läßt – Mac only. Nutzer anderer Betriebssysteme stehen außen vor. MacDown behauptet außerdem, Jekyll-Frontmatter zu erkennen (wichtig für die Weiterverarbeitung des Markdown-Dokuments mit Pandoc), die Darstellung erfolgt allerdings in einem seltsamen Tabellen-Format (aber damit kann ich zur Zeit leben).

Nicht verschweigen möchte ich auch, daß sich er Editor bei dem 350-seitigen Dokument einmal nach einer Änderung im Formelsatz gnadenlos aufhing und erst nach einem Neustart des Rechners (sic!) wieder zur Mitarbeit zu bewegen war. Dieses Verhalten trat aber nur einmal auf und war nicht reproduzierbar.

Einen weiteren kleinen Fehler besitzt der Wortzähler am Fuß des Editors: Auf meinem (betagten) MacBook Pro unter MacOS X 10.9 funktioniert er nicht und zeigt nur ERROR, auf meinem Desktop mit MacOS X 10.10 zeigt er aber – wie der Screenshot beweist – korrekt die Wortanzahl an. Da man den Wortzähler aber in den Preferenzen abschalten kann, hat mich das nicht weiter gestört.

Haroopad

Haroopad (MIT-Lizenz) war beides, eine Überraschung und eine Enttäuschung. Ich hatte den Editor erst vor kurzem entdeckt und er ist sehr vielseitig (kann unter anderem auch Präsentationen). Der Editor ist Cross-Platform (Windows, Linux, macOS) und besitzt beinahe unendlich viele Einstellungen, Templates und Optionen.

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Und auch wenn man sich den Screenshots meines Testdokuments anschaut, kann der Editor eigentlich alles, was ich von ihm erwarte. Nur … sehr große Dokumente machen wohl Schwierigkeiten: Bei meinem 350-seitigen Dokument verschluckte der Editor fast alle Fußnoten, lediglich eine einzige wurde korrekt angezeigt.

Haroopad exportiert die Dokumente zu WordPress, Evernote und Tumblr und kann so durchaus als ein Frontend für Blogsysteme gesehen werden, das die (Markdown-) Dokumente auf der eigenen Festplatte hält und so vor den Datensilos schützt. Die Software ist zur Zeit noch Beta, geplant ist auch ein Export nach MediaWiki, Epub, ReStructured Text und anderen Formaten. Sie ist von den drei getesteten Editoren das Stück Software, das zur Zeit am aktivsten weiterentwickelt wird. »Haroo« bedeutet übrigens »Tag« auf koreanisch und ein Großteil der Dokumentation ist momentan auch leider nur auf koreanisch vorhanden. Naturgemäß bietet der Editor eine gute Unterstützung für asiatische Schriften, beherrscht aber seltsamerweise keine Emojis.

Fazit

Wer keine Fußnoten benötigt und (mit mir) hofft, daß die Software weiterentwickelt wird und plattformübergreifend arbeiten muß, hat mit dem Moeditor ein schönes und zuverlässiges Werkzeug, das auch mit sehr großen Dateien recht gut zurechtkommt. Der Schwerpunkt der Software liegt aber eher bei schnellen Notizen und kurzen Beiträgen im Alltag. Ansonsten ist Haroopad, wenn es die Kinderkrankheiten überwunden hat, ein sehr gutes und vielversprechendes Werkzeug, das die meisten Möglichkeiten verspricht und viele andere Tools überflüssig machen kann. Da ich aber nicht warten kann, bis Haroopad die Beta-Phase verlassen hat, habe ich mich für MacDown entschieden. Auch diese Software hat ihre Wurzeln im asiatischen Raum, kann aber Emojis, und wird aktiv weiterentwickelt. Der letzte Commit auf den GitHub-Seiten des Projekts ist – Stand heute – drei Wochen alt.

Caveat

Wie man den Screenshots entnehmen kann, herrscht bei der Darstellung des Formelsatzes ein leichtes Wirrwarr bei den verschiendenen Markdown-Flavours. Ähnliches gilt übrigens auch für Tabellen. Wenn man also das Dokument an- oder abschließend mit einem weiteren Markdown-Prozessor (ich denke hier vor allem an Pandoc) weiterverarbeiten will oder muß, ist noch einmal ein erneutes Feintuning angesagt.


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Über …

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