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Mehr »Corona-Mathematik«: Wie Epidemien modelliert werden

In dem Beitrag »Corona-Pandemie für Literaten« hatte ich ein Video des Mathematikers und Informatikers Prof. Dr. Edmund Weitz vorgestellt, das sich ausdrücklich an Menschen wendete, die in der Schule den Mathematikunterricht immer geschwänzt oder verschlafen hatten. In obigem Video geht es etwas mathematischer und genauer zu: Edmund Weitz erörtert nicht nur das SIR-Modell und einige seiner Varianten, sondern er geht zu Beginn auch genauer darauf ein, was (mathematische) Modelle leisten können und was nicht. Zur Begründung zitiert er den britischen Statistier George E.P. Box: »Alle Modelle sind falsch, aber einige dennoch nützlich.«

Edmund Weitz zeigt dann an dem SIR-Modell, daß ein Modell auch bei schwacher Datenlage (es gibt einfach noch nicht geügend zuverlässige Daten zu Corona) zwar falsch, aber dennoch nützlich sein kann. Er geht damit auch auf solche »Skeptiker« ein, die auf Facebook oder in anderen sozialen Medien solche Modelle grundsätzlich anzweifeln (Facebook-Link) und damit sich selber meist in die Nähe obskurer Verschwörungstheorien rücken.1

Zum Schluß zeigt er kurz auch andere Epidemie-Modelle, wie zum Beispiel das SIRS und das SIR-Modell mit vitaler Dynamik (dazu gibt es von Cyrill Graf eine nette Matura-Arbeit mit dem Title »Ausbreitung von Epidemien« image).

Wie oben schon erwähnt, dieses Video ist kein Video über »Corona-Mathematik für Literaten«, sondern speziell gegen Ende legt er eine ziemliche, mathematische Tour de Force vor. Wer daher seine diesbezüglichen und möglicherweise verschütteten Kenntnisse auffrischen möchte – und sei es nur, um die Scharlatane in den sozialen Medien zu entlarven –, dem empfehle ich zum wiederholten Mal seine Schwarte »Konkrete Mathematik (nicht nur) für Informatiker« (mit vielen Plots und Algorithmen in Python). Da werdet Ihr nicht dümmer von.

Edmund Weitz hat angekündigt, sich in den nächsten Videos wieder mehr mit den Themen seiner »normalen« Mathematikvorlesungen zu befassen. Ein wenig finde ich das schade, denn in seinen beiden Videos zur »Corona-Mathematik« war er so etwas wie der Fels in der Brandung, der den in der Corona-Krise agierenden Verschwörungstheoretikern und anderen esoterischen Spinnern die Leviten las. Ich werde das vermissen.

  1. In der Regel fehlt solchen »Skeptikern« auch jede mathematische Vorbildung, sie argumentieren ohne Wissen einfach aus dem Bauch heraus. 


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