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Lernraum Berlin: Warum die Schulplattformen nicht lockdown-fähig sind

Gestern sollte eigentlich in vielen Bundesländern der Schulunterricht wieder beginnen, vornehmlich digital. So hatten sich es jedenfalls die Kultusministerinnen und -minister vorgestellt. Doch nahezu flächendeckend gingen die Schulplattformen in die Knie. In Berlin war es die mit großem Tam-Tam hochgelobte Plattform »Lernraum Berlin«, die pünktlich zum Ferienende den Geist aufgab. Die Gründe sind eigentlich leicht auszumachen:

»Lernraum Berlin« basiert auf Moodle, eine in PHP geschriebene Software, die im Hintergrund eine SQL-Datenbank nutzt. Und nein, Moodle ist nicht schlecht, nur nicht für solche Last ausgelegt, denn folgt man dem CAP-Theorem, dann sind solche Systeme zwar konsistent und verfügbar, können aber keine Ausfalltoleranz gewährleisten. Zudem hängt die Skalierbarkeit von der Kapazität des verwendeten Datenbankservers, respektive der verwendeten Datenbankserver ab. Da haben wir schon den engen Flaschenhals.

Zudem ist Moodle eigentlich für kleinere Gruppen konzipiert und offensichtlich auch in Berlin nur mit kleineren Gruppen getestet worden. Denn wie das obige Video unfreiwillig zeigt, hakt die Plattform bei Last doch sehr schnell.

Was wäre also die Alternative? Nein, nicht noch eine zentrale und dazu kostenpflichtige Plattform, wie es der Berliner Senat nun hektisch und ohne Nachzudenken vorschlägt. Eine Alternative kann nur Dezentralisierung sein. Das heißt, einen Server in jede Schule und für jeden Server mindestens einen hauptamtlichen und ausgebildeten SysAdmin. Denn die Wartung eines solchen Servers kann weder nebenher der Informatiklehrer übernehmen, noch kann man sie dem ITDZ des Landes Berlin überlassen. Ich weiß, das kostet, aber es war ein vorhersehbarer Flaschenhals, das Problem hätte eigentlich nach dem ersten Lockdown schon im Sommer 2020 angegangen werden müssen, denn das im Herbst und Winter die zweite Welle mit einem Lockdown kommt, hätte eigentlich allen klar sein müssen.

Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und um es wieder herauszuziehen, müßten schleunigst die Weichen in Richtung Dezentralisierung der Lernplattformen gestellt werden. Doch ob dazu der Berliner Senat in der Lage ist? Ich habe meine Zweifel.


2 (Email-) Kommentare


Vielleicht sollten die Verantwortlichen mal bei Spezialisten wie z.B. PornHub nachfragen, die haben den erhöhten Traffic während des Lockdowns ziemlich gut im Griff gehabt.

– Lutz S. (Kommentieren) (#)


Moodle ist der Standard an vielen deutschen Universitäten, d.h. es gibt mehr als genug Erfahrungen, wie man das auf Benutzerzahlen im Bereich 20-60000 zuverlässig hoch skalieren kann. Das wird dann oft an den Unis auch zur Anmeldung für Seminare/Vorlesungen genutzt, d.h. am Semesteranfang gibt es da einen massiven Peak.
Auch an verschiedenen Berliner Hochschulen wird es eingesetzt, sollte also nicht so schwer sein, da mal einen Wissenstransfer zu starten.
Das Problem dürfte eher sein, dass an Schulen die Rechner ein Lehrer in seiner "Freizeit" warten darf, während es an den Universitäten Rechenzentren mit dafür extra Personal gibt.

– Marc S. (Kommentieren) (#)


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