image image


Reclaim Your Web

Nachdem Dave Winer erst einmal konstantierte, daß es zuviel lineares Denken in den Nachrichtenseiten gäbe, forderte er kurz danach – pünktlich zum Unabhängigkeitstag –, daß wir doch gemeinsam einen Open-Source-Medium-Klon bauen sollten. Er verweist dabei sowohl auf seinen eigenen MyWorldEditor als auch auf Medium.js, die beide schon so etwas wie Open-Source-Medium-Klone sind. Unabhängig davon, daß ich nicht wirklich weiß, was Winer unter »wir« versteht, ist die Idee natürlich erst einmal ein beherzigenswerter Appell. Denn, wie auch schon im Fall »HTTPS« beklagt, droht das Web immer mehr zur Spielwiese der großen Medienkonzerne zu werden, während es für den einzelnen immer komplizierter und teurer wird, eigenen Content im Web zu publizieren. Es droht die (Selbst-) Abschaffung des Web 2.0. Und da besticht Medium durch seine Einfachheit und seine Konzentration auf das absolut Nötigste.

Aber muß es gleich wieder ein Webservice sein? Denn auch wenn JavaScript das nächste große Ding ist, eigentlich mag ich nicht in einem Browserfenster editieren. Und das Verfassen der Texte in einem Editor in Markdown ist eigentlich auch schon eine sehr einfache Sache. Nachdem ich Anfang des Monats begonnen habe, jedem Beitrag wieder eine eigene Seite zu widmen, war ich überrascht, mit wie wenigen Markierungsbefehlen ich eigentlich auskomme.

image

Außerdem sind statische Seiten meiner Meinung nach immer noch die nachhaltigste Art, seine digitale Existenz zu sichern. Ich hatte ja schon vor Jahren mit der Idee einer World Markdown gespielt und dieses Blog Kritzelheft ist ja auch ein Ausdruck davon. Leider ist es aber – bedingt durch meinen Spieltrieb und den Anforderungen, die an ein Kritzelheft Blog gestellt werden – mit den Jahren immer komplizierter in der Bedienung geworden und wenn ich das Teil nicht selber entwickelt hätte, könnte ich es heute auch nicht mehr bedienen.

Hier gilt es also, zur Ursprungsidee zurückzukehren und einen einfachen Editor zu bauen, mit einem ebenso einfachen und auf das Minimalste beschränktem Template (das trotzdem auf allen möglichen Endgeräten wie Smartphones, Tablets, Spielekonsolen oder eben Desktops gut aussieht), um das Schreiben für das Web wieder zu einer einfachen, für jeden zu nutzenden Tätigkeit zu machen.

Ich sollte also wieder auf meine Anfänge vom Sommer 2012 zurückkehren, als ich die World Markdown noch unabhängig von meinem damaligen (WordPress-) Weblog entwickelte, nun aber ein responsives Template dafür basteln und mir eine Template Engine suchen, die diese Texte dann herausrendert und mit einem Webhoster der Wahl synchronisiert. Das kann durchaus auch die Dropbox oder Amazons S3 sein, denn da der Content immer auch auf dem Rechner des Nutzers verbleibt, ist auch die Flucht aus den Datensilos gewährleistet.

Wegen seiner Beschränkung auf MacOS X und TextMate (2) ist RubyFrontier leider dafür nicht unbedingt die erste Wahl. Obwohl … die Beschränkungen sind ja nicht unbedingt ehern in der Software festgeklopft. Mir fehlt leider die Zeit und das (Ruby- Know How, aber die Software sollte sich mit geringem Aufwand auch mit anderen, plattformübergreifenden Texteditoren verbundlen lassen. Mein Favorit dafür wäre Atom. Denn der Vorteil von RubyFrontier ist ja, daß es im Texteditor läuft und man nicht – wie bei anderen Template Engines – auf die Kommandezeile zurückgreifen muß. Wenn sich also jemand berufen fühlt: Die Software ist frei (MIT-Lizenz) und kann auf GitHub geforkt werden.

Ansonsten möchte ich mir für die World Markdown in der nächstren Zeit auch einmal Handlebars resp. Mustache (ich brauche eigentlich keine Kontrollstrukturen in den Templates), Middleman und evtl. auch Wintersmith oder Hugo genauer anschauen. Und in der Zwischenzeit habe ich Medium erst einmal eine Seite in meinem Wiki spendiert.

image

Es gibt viel zu tun. Laßt es uns anpacken. Damit der Content der Zukunft eben nicht nur von Algorithmen bestimmt wird.


(Kommentieren)  Reclaim Your Web – 20150706 bitte flattrn




Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

Alle eigenen Inhalte des Schockwellenreiters stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz, jedoch können fremde Inhalte (speziell Videos, Photos und sonstige Bilder) unter einer anderen Lizenz stehen.

Der Besuch dieser Webseite wird aktuell von der Piwik Webanalyse erfaßt. Hier können Sie der Erfassung widersprechen.


Werbung


Werbung


image  image  image
image  image  image