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Für ein offenes Web

Dave Winer erinnert mal wieder daran, daß es Zeit sei, für ein offenes Web zu kämpfen. Für ihn ist das offene Web so etwas wie der Central Park, ein Ort an dem sich alle versammeln und austauschen, unabhängig von Reichtum und Status. Ich kenne den Central Park nicht, in meiner Vision ist das offene Web so etwas ein Gemeinschaftsgarten, ein Garten, den alle gemeinsam bebauen und pflegen, ein Garten, in dem sie sich die Früchte ihrer Arbeit teilen und ein Garten, in dem sich alle austauschen und voneinander lernen.

Es ist eben kein Silo, in das zwar viele einliefern, aber nur wenige profitieren. Winer sieht übrigens die »Lockerung« des 140-Zeichen-Limits bei Twitter als einen Versuch, Twitter zu einem abgeschotteten Datensilo zu machen. Statt Links zu anderen Seiten zu verbreiten, sollen die Nutzer ihren Content hinter einem Read More-Button auf Twitter einliefern, der dem Dienst zu mehr Werbeeinnahmen verhilft und den Inhalt hinter einer »Twitter-Wall« versteckt. Das läuft auf eine stille Enteignung der Nutzer hinaus.

Facebook macht es übrigens ähnlich (ich teile Winers Optimismus in Hinblick auf Facebook nicht). Wer Facebook zum Beispiel mit der iOS-App nutzt, kann Facebook nicht mehr verlassen. Alle – auch die externen – Links werden innerhalb von Facebook angezeigt.

Das ist ein weiteres Problem der APP(le)-ifizierung. Winer erinnert zu Recht daran, daß es bisher keine Skriptsprache in das geheiligte iOS geschafft habe. Was wäre nicht alles möglich, wenn es so etwas wie ein HyperCard oder Processing für iOS gäbe.

Ein offenes Web muß natürlich gefüttert werden. Man bräuchte etwas, das die Eleganz von Medium besitzt, ohne in die Fänge des Dienstes zu geraten. Mit Markdown zum Beispiel, oder den Experimenten, die Winer mit Node.JS und seinem medium-editor anstellt. Etwas, das das Editieren erleichtert, aber das es erlaubt, seinen Content als statischen Content überall dorthin hochzuladen, wo man es haben möchte – sei es auf Amazons S3, auf GitHubs Pages, zu irgendeinem isländischen Hoster oder wohin auch immer. Wenn man die Quellen besitzt, von mir aus auch (in einer Kopie) zu Facebook oder Medium.

Auch meine World Markdown halte ich immer noch für ein geeignetes Werkzeug zur Flucht aus den Datensilos. Ich betreibe damit (genauer: mit einer aufgebohrten Version) nun schon seit einigen Jahren dieses Blog Kritzelheft und habe etliches an Erfahrung gewonnen. Ich werde versuchen, diese Erfahrungen (zusammen mit einer Mobile First-Strategie) in eine neue Fassung der World Markdown einzubauen und diese dann zu veröffentlichen.

War sonst noch etwas? Ja, da gibt es seit kurzem noch Lektor. Lektor ist ein brandneues, freies (BSD-Lizenz) CMS, das in Python und Node.JS realisiert wurde, auf flachen Textdateien basiert und Statische Seiten herausschreibt. Das Teil sieht äußerst vielversprechend – gerade im Hinblick auf die Flucht aus den Datensilos – aus und ist sofort nach dem ich es (dank eines Hinweises in meinen Kommentaren) entdeckte, an die Spitze meiner Testliste gerutscht. Bis dahin habe ich dem Teil erst einmal eine Seite in meinem Wiki spendiert.


(Kommentieren)  Für ein offenes Web – 20160108 bitte flattrn

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Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

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