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Für ein offenes und freies Web

Dave Winer ist sauer, stinkesauer. Und das zu Recht! Er hat nämlich bemerkt, daß Googles Browser Chrome sein Blog als unsicher einstuft, nur weil er HTTP statt HTTPS verwendet. Er erinnert daran, daß ein Browser im offenen Web HTTP unterstützen muß, sonst sei er kein Webbrowser. Und darum denkt er laut darüber nach, ob es Sinn macht, einen eigenen Browser auf Basis von Electron zu bauen, um Googles Macht etwas entgegenzusetzen.

Ich bin ja einer Meinung mit Dave und da ich außerdem der Überzeugung bin, daß ein offenes Web statische Seiten braucht (und die brauchen nun wirklich kein HTTPS), möchte ich im Nachtrag zu meiner Riesenlinkschleuder von Anfang der Woche noch ein paar weitere Links zu statischen Seiten veröffentlichen:

War sonst noch was? Ach ja GitLab integriert in seiner neuen Version 10.5 die Verschlüsselung mit Let’s Encrypt und Dave Winer findet, daß man nicht nur sein Blog, sondern auch sein Linkblog im Feedreader lesen sollte. Dem habe ich stante pedes gehorcht.


1 (Email-) Kommentar


Ich verstehe das Gegreine über diese Anzeige nicht.
"Diese Webseite ist unsicher, jeder kann den Transfer mitlesen" ist eine wertfreie Information. Was die Menschen damit anstellen, bleibt doch ihnen überlassen.
Ist äquivalent zu: ich fahre mit meinem Auto, ohne angelegten Gurt und der Gurtwarner piept sich einen ab. Ob ich Strafzettel zahlen muss oder im Falle eines Unfalls tot statt behindert bin - die Entscheidung war meine.
Solange der Browser zeigt wo es hingeht (mit URL-Bar), was er gerade tut (Statusleiste) und weder Browser noch Suchmaschinen HTTP-only-Seiten ausschließen oder runterstufen, ist doch alles transparent und schick.
"Browser auf Basis von Electron" - noch ein Stück "kann alles, aber nichts ordentlich"-Bloatware, was niemand braucht -wetten?
WAP (erinnert sich noch wer?) lief auf Handies mit 16-Bit Prozessor. Gopher auf den windigen PCs der frühen 90er.
Ich finde, es sollte wieder einfacher werden, sehr viel einfacher. So einfach, dass man seinen whateverserver auf dem NAS oder der Fritzbox laufen lassen kann, oder auf einem winzigen "Thing", oder im Idealfall einfach das normale Dateizugriffsprotokoll benutzt (a la Plan9’s 9P)
1995 hab ich den NCSA-httpd mit Patches ("a patchy server" -> "apache") kompiliert, was auf dem altersschwachen PC im Rechnerpool mit RAM umstecken so ca 2.25h gedauert hat. Der Browser hieß glaub ich Amaya, Netscape konnte/wollte ich mir nicht kaufen, kostete noch richtig Geld.
Nebenher mit einem cheat sheet von einem Typen aus der Fachschaft (auf Papier!) und Quelltextanalyse von anderen Seiten im Hochschulnetz HTML gelernt, die zwei Stunden reichten dicke!
Wie lange muss man sich heute Sachen in den Kopf schrauben, bis du 80% des Webs da draussen verstanden hast, wie lange dauern die restlichen 20%, und kennst du irgendwen der das alles weiß und beherrscht, neben seinen normalen Fähigkeiten? Und kann der dann zusätzlich noch die HTTP-Headerinflation auch vollständig? Die richtigen Ciphers für TLS einstellen? Den Webserver gegen DDoS härten?
Das einfache, extrem verteilte und trotzdem nützliche Web der Anfangstage mit seinen linearen Seiten mit hellgrauem Hintergrund haben wir uns nicht von der Big-Data-Industrie und den Silos, sondern schon von den Webdesignern und den Webhostern auf der letzten Seite der Computermagazine aus der Hand nehmen lassen!
Ich hab mal mit Webservern auf 8bit-MCUs herumgespielt und es bald wieder bleiben lassen, da diverse Browser damals bis zu 6 Verbindungen zugleich öffnen - dumm wenn der Winzwebserver gerade mal 4 Verbindungen halten und davon eine bearbeiten kann… Der RFC sagt: maximal 2 Verbindungen, die Realität sieht so aus: http://www.browserscope.org/?category=network&v=top (spoiler: IE11: 13 Stück!)
Ausserdem wäre es sowieso mal wieder an der Zeit, das System zu wechseln:
Minitel: 1982-2012 (30 Jahre)
BTX: 1983-1995 (12 Jahre)
WWW: 1994-… (28 Jahre)
Zu tun gäbe es genug:
* fast überall haben leichtgewichtige Auszeichnungssprachen die SGML/XML-Dialekte abgelöst, nur im Web Fehlanzeige: immer noch tag auf/tag zu.
* statisch und bestmöglich vorkomprimiert muss Standard sein.
* wenn man eh schon "kompiliert", dann kann man auch einen Suchindex und feeds mitbauen… - ein Protokoll, was diese rekursiv auswerten kann, kann Suchmaschinen-Monopole vermeiden. * PopUps, Alerts, etc sind aus der Hölle und müssen wieder zurück.
* Kekse, local storage und REFERER gehören auf die Müllkippe, die haben das Werbeflut-Kommerzweb erst ermöglicht.
* Micropayment, bitte endlich mal, aber mit rechtlich richtig herum eingestellter Beweislast.
* man braucht eine Möglichkeit eine single source Webseite zu haben, z.B. wenn ich mit der Bank oder der Behörde rede, dann will ich keine Googlefonts, Social-Media-Buttons, jQuery und -Plugins aus mehreren Quellen…
* das Web ist mittlerweile selbst Infrastruktur, oder die Oberfläche von physischer Infrastruktur. Der Nachfolger sollte Notruf-fähig sein, es sollte ein global-hierarchisches Verzeichnis für outages und scheduled maintenances geben.
* Eine Steuer auf ungenutzte/gegrabbte/mit Werbung vollgepflasterte Domains, und dass man die Registrierungskosten nicht mehr von der Steuer absetzen kann. Was meinst, wieviele gegrabbte und gequattete Domains gleich wieder frei wären…
* Menüs und Seitenaufbau müssen ohne Skript funktionieren. Nicht JS ist die Zukunft, sondern no script at all.
* Warum müssen Knöpfe, Buttons, Links o.ä. überall anders ausschauen? Auch du wirst irgendwann 80 und bist dann froh, wenn du seit 20 Jahren weisst die Knöpfe aussehen…
Das Web muss einfacher, statischer und am Client dümmer werden, die Tools, um das Web zu erstellen, müssen besser, schneller und an der Quelle intelligenter werden.
Die ganzen von Dir beklagten Silos und sozialen Datengräber sind genau das: einfach! - darum werden sie auch benutzt.

– Peter F. (Kommentieren) (#)


»Die ganzen von Dir beklagten Silos und sozialen Datengräber sind genau das: einfach! - darum werden sie auch benutzt.«
Die Silos werden benutzt, weil die Benutzer es nicht anders gelernt haben. Und solange sie denken, es gäbe keine Alternative dazu, wird das auch so bleiben. Insoweit verstehe ich "das Gegreine" schon ganz gut.
Du vermisst die "leichtgewichtigen Auszeichnungssprachen"? Sowohl Antville als auch WordPress können Markdown, und ich nutze das auch.
Alles zu aufwändig? Bei dir haben damals zwei Stunden für HTML gereicht – bei mir war es immerhin das Buch von Tolksdorf. Auch ich vermisse eine aktuelle gentle introduction für heutige Verhältnisse. Sowas wie das Privacy-Handbuch, aber für Webworker, die keine Lust auf Datensilos haben. Sollte man bei Gelegenheit mal schreiben.

– Juergen F. (Kommentieren) (#)


»Sowohl Antville als auch WordPress können Markdown…«
a, immer das alte Lied: "du bist zu "$%)"§%), das ist doch ganz einfach, nimm doch $FRAMEWORK, steck mehrere $EXTENSIONS rein, dazu noch PLUGINS für den hippen Sch…s der Woche, dazu zwei SHIMS, damit ein kernbehinderter nordwestamerikaischer Browser das auch noch dargestellt bekommt…" das ist doch genau der status quo, den ich anprangere.
Die Frage die ich stelle:
Warum reicht es nicht, dass ich eine thema-um-welches-es-geht.markdown mit einem Editor meiner Wahl erstelle, auf einen Server lege, und jeder Browser rendert das dann anständig?
Das sind die Vereinfachungen, die ich meine.

– Peter F. (Kommentieren) (#)


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