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Computergeschichten: John Henry Thompson war der Entwickler der Programmiersprache Lingo, die die Programmiersprache des seinerzeit sehr populären Multimediaprogramms Macromedia Director (später Adobe Director – seit Februar 2017 abgekündigt) war. Gleichzeitig war er lange Jahre Chief Scientist bei Macromedia und wirkt bis heute mit eigenen, neuen Projekten aktiv in den Bereichen Creative Computing und Multimedia mit. In obigem Video erzählt er seine Geschichte und gleichzeitig auch die Geschichte des Creative Computings von den 1980er Jahren bis heute.

Lingo war eine proprietäre Sprache, die sehr stark von Apples HyperTalk (leider ebenfalls proprietär) beeinflußt wurde. Beide Sprachen hatten seinerzeit wegen ihres Fokusses auf Nicht-Programmierer und ihrer leichten Erlernbartkeit eine wahre Schwemme kreativer Anwendungen ausgelöst. Leider wurde dies durch den proprietäre Eigenschaft der Wirtsumgebungen (HyperCard – die Umgebung, in der HyperTalk lief, wurde seit 1998 nicht mehr weiterentwickelt und seit 2004 nicht mehr verkauft, Director ist ebenfalls schon lange tot, die Einstellung 2017 war nur der letzte Schritt, der das Sterben besiegelte), konterkariert. Und so erzählt John Henry Thompson auch davon, wie wichtig aufgrund dieser Erfahrungen Open Source-Sprachen sind.

Ja, und die ganzen alten Director-Anwendungen, HyperCard-Stacks und natürlich auch bald die Flash-Anwendungen (den Tod von Flash spätestens 2020 hat Adobe schon angekündigt) werden bald nicht mehr abrufbar sein. Es ist in meinen Augen erschreckend, welche Masse an Kreativität damit begraben wird.

Es gibt natürlich Versuche, zumindest HayperCard/HyperTalk zu retten: Einer davon ist SheepShaver, der versucht, einen alten PowerMac (MacOS 7 bis 9) zusammen mit HyperCard auf Linux, MacOS X und BeOS zu ermulieren. Das funktioniert sogar in den meisten Fällen recht zuverlässig. Und dann gibt es auch noch die LiveCode Community Edition (GPL 3), die sich als HyperCard-Klon versucht. Allerdings klappt dort der Import alter HyperCard-Stacks nur bedingt.

Und last but not least gibt es mit ViperCard (GPL 3) einen freien JavaScript-Port von HyperCard. Okay, ich habe es geschafft, das Hello-World-Beispiel meines HyperTalk-Tutorials aus dem Jahre 1996 darin zu implementieren und zur Mitarbeit zu bewegen, aber von einer kompletten Reimplementierung von HyperCard/HyperTalk ist dieses Teil noch weit entfernt.

Für archivarische und museale Anwendungen sind diese Workarounds vielleicht gerade noch okay, neue Anwendungen würde ich damit aber nicht mehr entwickeln wollen. Hier gilt es in meinen Augen, auf moderne, freie Anwendungn zu setzen, da nur dies zukunftsfähig sein kann. Und da setze ich große Hoffnungen in die Processing-Familie (Processing (Java), Processing.py und P5.js). Und ich glaube, das ist auch der Grund oder einer der Gründe, warum Daniel Shiffman John Henry Thompson eingeladen hat.


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