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HyperCard: Fahrrad für den Geist

Auf der CSSConf Australia vor zwei Jahren führte Justin Falcone in seinem Vortrag ein interessantes Gedankenexperiment durch: Er erinnerte an HyperCard als eine Programmierumgebung für Nichtprogrammierer. HyperCard als Hypermedia-Werkzeug hatte die Entwicklung des frühen Webs sehr inspiriert. Doch das verlor sich, je mehr das Web zu einem Abspielkanal der Bewußtseinsindustrie verkam. Falcone leistet sich in seinem Gedankenexperiment die Freiheit zu träumen, wie ein Web für jede Frau und jederman aussehen könnte, das nicht von Entwicklern und Vorstandsetagen kontrolliert wird, sondern zu dem dezentral jeder etwas beitragen kann.

Ich war sehr bewegt, als ich diesen Vortrag gestern zum ersten Mal hörte, denn genau das ist auch die Motivation, die hinter meinem RubyFrontierDocs und der schon länger verfolgten Idee einer WorldMarkdown steckt: Werkzeuge zu schaffen oder zu propagieren, die ein unabhängiges und offenes Web ermöglichen.

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Einer der wenigen Werkzeuge, die die Tradition HyperCards ins Web tragen wollten, war Frontier – solange wie es auch als Generator für statische Seiten funktionierte – und Radio UserLand. Dave Winer, der Schöpfer dieser beiden Werkzeuge erinnerte gestern an den OPML Editor als Nachfolger von Frontier, der aber mit dem neuesten macOS nicht mehr funktioniert. Und scheinbar hat er die Arbeit an 1999.io wieder aufgenommen, eine Art Manila-Nachfolger, nicht als Frontier-, sondern als JavaScript- und Node-App. Auch ich hatte vor Jahren (etwa 2014) ja schon einmal mit CouchDB und JavaScript experimentiert, um ein neues, modernes Frontier zu bauen.

Frontier Love, denn es ist Zeit für ein neues, dezentrales Web ohne die großen Datenkraken. So ist es nur folgerichtig, daß ich meine Ideen in RubyFrontier umsetzen will, Matt Neuburgs Ruby-Port des Statische-Seiten-Generators von Frontier. Denn wir brauchen keine hochkomplexen, nur von Spezialisten beherrschbare Systeme, wir benötigen stattdessen ein HyperCard für das Web, einfache Werkzeuge, mit denen wir uns das Netz zurückerobern können.

Einfache Werkzeuge, die als »Fahrrad für den Geist« dienen. 🤓


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Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

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