Frontier, das von Dave Winer erschaffene Framework, das sowohl als Outliner, wie auch als Objektdatenbank und als Programmierumgebung (mit UserTalk als Programmiersprache) fungieren konnte, war einst mein Uber Tool. Auch der Schockwellenreiter lief lange Jahre damit und nicht umsonst wird er heute mit RubyFrontier, einem von Matt Neuburg in Ruby geschriebenen Nachbau von Frontiers Static Site Tool, herausgeschrieben. Und neben mir scheint die Software immer noch viele Freunde zu haben: Vor zwei Tagen schrien John Gruber eine Liebeserklärung an Frontier und diese löste viele Reaktionen aus. Als erste natürlich bei Dave Winer selber, der daran erinnerte, daß seine Fork von Frontier, der OPML Editor, immer noch existiert und dank der Hilfe von Ted C Howard auch auf aktuellen Macs läuft.
Auch wenn sich das Teil OPML Editor nennt, es ist immer noch mehr als ein Outliner und beherrscht den vollen Funktionsumfang des originalen Frontier, inklusive UserTalk als Skriptsprache und der Objektdatenbank. Ihr könnt Euch das Teil von Teds GitHub-Repositorium herunterladen. Aktuell scheint die stabile Version 10.1b21 zu sein, Winer selber nutzt 10.1b19.
Es gibt auch eine Windows-Version, von der aber anscheinend niemand weiß, wie stabil sie läuft. Sie kann hier heruntergeladen werden. Es gibt auch eine User Group in Google Groups, allerdings ist dort der letzte Eintrag von 2016.
Wenn man ein Teil so geliebt hat wie ich, kann man von seiner alten Liebe nur schwer lassen. Daher hatte ich mir schon vor ein paar Jahren Gedanken gemacht, wie ein neues, aktuelles Frontier aussehen könnte. Ich wollte die Objektdatenbank durch CouchDB und UserTalk durch JavaScript ersetzen. Und gestern schrieb Winer, daß auch er gerne JavaScript als (zusätzliche) Skriptsprache im OPML-Editor implementiert hätte. Langsam kommen wir uns näher. 😜
Brent Simmons scheint seinem Ziel, ein neues Frontier zu entwickeln, auch näher zu kommen. Er ist gerade dabei, eine Frontier-ähnliche Objekt-Datenbank in seinen Frontier-Nachbau einzubauen. Er setzt dabei allerdings nicht auf die CouchDB, sondern auf SQLite.
Wie dem auch sei, Frontier war einst eines der Werkzeuge, die ein demokratisches und dezentrales Web für jedermann ermöglichten. Und wenn wir uns das Netz zurückerobern wollen, brauchen wir wieder solche Werkzeuge, natürlich in modernisierter Form. Daher begrüße ich alle diese Versuche, Frontier und ähnliche Software wiederzubeleben. Denn es ist Zeit für ein neues Web (revisited).
1 (Email-) Kommentar
Da es anscheinend wenige Menschen gibt die den OPML Editor auf Windows verwenden, hatte ich den gestern mal auf Windows 10 gezogen und getestet. (https://robert-tomsons.de/rss.xml) Bisher scheint der ganz gut zu laufen und ich wollte mir den in den nächsten Wochen mal genauer anschauen. Um mein Verständnis über statische Seiten, Onliner und die Geschichte dieser Entwicklung besser zu verstehen, recherchiere und lerne ich da gerade ziemlich viel. Mein Ziel ist es ja bis zu RubyFrontier zu kommen.
Die Idee, UserTalk durch JavaScript zu ersetzen (oder den Editor zu erweitern) finde ich nicht schlecht. Insgesamt könnten da viele Stellen ausgebaut werden. Es ist interessant, wenn Software sich so lange hält und es anscheinend immer noch eine Community dafür gibt.
– Robert T. (Kommentieren) (#)
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