Nicht nur bei den Querdenkern: Covidioten gibt es überall

Da Covidioten nicht nur unter den Querdenkern, Prenzelbergschwaben und sonstigen Armleuchtern zu finden sind, sondern in der einen oder anderen Art auch bei den Politikern, sehe ich mich genötigt, die krassesten Meldungen der letzten zehn Tage als Mahnung und zur Abschreckung herauszuhauen:

• Sensation: Gläubige sind immun gegen Corona! Jedenfalls ist das ein Eindruck, dessen man sich angesichts mehrerer Polizei-Razzien in maskenfreien Gottesdiensten und kreativer Auslegungen von Coronaregeln bei religiösen Versammlungen kaum erwehren kann.

• Prenzelberg ist überall, auch in Moabit: Nach Verstößen gegen Corona-Regeln - Shisha-Bar geschlossen. Bei der Überprüfung der Lokalität wurden zehn Personen angetroffen, die sich nicht an Abstandsregeln hielten und keinen Mund-Nasen-Schutz trugen.

• Corona-Leugner kehrt wieder an Schule zurück: Wochenlang war Berufsschullehrer Rüdiger Borrmann freigestellt. Auf YouTube hatte er Corona geleugnet und Masken zu »neuen Hakenkreuzen« erklärt. Seine Schüler sahen ihn als »Gesundheitsrisiko«. Am Montag kehrt er in den Schuldienst zurück – zunächst aber nicht vor die Klasse, aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit.

• In der (in vielen Dingen zu Recht) vielgescholtenen Türkei ist vom Impfchaos keine Spur. Dort sind inzwischen mehr Menschen geimpft als in Deutschland, denn die Türkei ist nicht in der EU.

• Auch die Impfquote in Serbien liegt bei 8,5 Prozent, damit steht das Land im europäischen Vergleich auf Platz zwei, direkt hinter Großbritannien. Denn wie Großbritannien ist auch Serbien nicht in der EU.

• Die Bundesländer wollen Kindergärten und Grundschulen möglichst schon vorgestern wieder öffnen. Dabei wird es Impfungen für Kinder aller Voraussicht nach frühestens 2022 geben.

• Warnung vor »Guerilla-Aktionen«: »Aktivisten« versuchen, Menschen mit Falschbehauptungen über die Corona-Impfung zu verunsichern, zum Beispiel, daß Krankenhausschließungen beweisen würden, daß es nie eine Knappheit an Klinikbetten für Covid-19-Patienten gegeben habe, oder daß der Kontakt mit symptomlosen Menschen praktisch ungefährlich sei.

• Dabei beweist eine Studie zur Virus-Ausbreitung, daß die »Querdenker«-Demonstrationen im November 2020 dazu beigetragen haben, daß sich das Corona-Virus in Deutschland stark verbreitet hat. Und es gab alleine 2020 in Brandenburg mehr als 500 Demos gegen die Corona-Politik. Da kommt schon einiges zusammen.

• Auch die freiwillige Feuerwehr Kiekebusch in der Lausitz ist zu den Arschlöchern »Querdenkern« übergelaufen. Aber wen wunderts, denn der Ortswehrführer in Kiekebusch ist der AfD-Landtagsabgeordnete Lars Schieske. Armleuchter zu Armleuchtern, hier kommt zusammen, was zusammengehört.

• Dumm gelaufen: Die Bundespolizei kontrollierte am letzen Mittwoch einen 29-Jährigen in einer S-Bahn, weil er keine Mund-Nasen-Bedeckung trug. Während der Überprüfung seiner Ausweisdokumente ermittelten die Bundespolizisten, daß gegen ihn ein Haftbefehl vorlag.

• Impfstoffe gegen Covid19 in Deutschland sind knapp (weil Deutschland in der EU ist?), fünf Brandenburger Impfzentren wurden deswegen kurzzeitig geschlossen. Jetzt beginnen das Hickhack und die Verteilungskämpfe darum. Es gibt zahlreiche Verstöße gegen Impfreihenfolge und die Lehrer sollen früher geimpft werden. Auch ist die Impfstoffverteilung rechtlich umstritten, weil sie über eine Rechtsverordnung und nicht über ein Gesetz geregelt wird.

• Derweil drängt die Kassenärztliche Vereinigung auf eine Impfstrategie für Arztpraxen. Die Brandenburger Kassenärzte wollen schon ab April in Praxen impfen.

• Wat dem einen sin Uhl ist dem annern sin Nachtigall: Apotheken drohen auf Grippe-Impfstoff sitzenzubleiben.

• Prenzelberg ist überall, auch in Wilmersdorf: Berliner Polizei löst Party in Hotelzimmer auf. 15 Personen im Alter zwischen 16 und 22 Jahren hätten sich in einem 15 Quadratmeter großen Zimmer aufgehalten, niemand habe einen Mund-Nase-Schutz getragen. In dem Zimmer versuchten sich die Anwesenden teilweise im Badezimmer, im Schrank und auf dem Balkon zu verstecken, teilte die Polizei mit.

• Prenzelberg ist überall, auch in Friedrichshain. Dort lösten Polizeikräfte Sonnabend nacht eine Party auf. In einem 20 qm großen Raum drängten sich 24 Personen, niemand trug eine Mund-Nasen-Bedeckung, Abstände konnten schon aufgrund der Enge nicht eingehalten werden. Bei freiwillig gestatteten Durchsuchungen der Anwesenden und der Räume, fanden die Polizistinnen und Polizisten Tütchen mit vermeintlichem Kokain, Marihuana, Amphetamin, Haschischbrocken, Heroin, Ecstasy sowie diverse unbekannte, betäubungsmittelsuspekte Substanzen und Tabletten. Gegen einen 22-Jährigen bestand ein Untersuchungshaftbefehl eines anderen Bundeslandes. Tja, dumm gelaufen.

• Prenzelberg ist überall, auch in Potsdam: Dort feierte ein 20-Jähriger gemeinsam mit elf anderen Leuten eine Geburtstagsparty. Der Geruch von Drogen aus der Wohnung sei so stark gewesen, daß eine Nachbarin in dem Mehrfamilienhaus die Polizei verständigt habe. Die Polizei fand unter anderem Amphetamine und Cannabis. Tja, ebenfalls dumm gelaufen.

War sonst noch was? Ach ja, es war eine gute Entscheidung von mir, die Nachdenkseiten aus meinem Feedreader zu schmeißen. Denn aktuell beweist Jens Berger (nach Oliver Kaever im Spiegel) dort, daß auch er zu den peinlichen Covidioten gehört. Außerdem wird im »Schlecht beraten« Podcast der »Verschwörungs-Märchenonkel« Daniel Ganser in die Mangel genommen. Und womit? Mit Recht! Und last but not least sind die Eisbader im Karpfenteich im Treptower Park eindeutig ein Fall für den Darwin-Award.

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