Vorgestern hatte ich mit zittrigen Händen und kaltem Schweiß auf der Stirn mal wieder ein Update gewagt: Ich beschloß, Mojave den Rücken zu kehren und nach Catalina zu ziehen – virtuell natürlich. Das Update verlief relativ problemlos, bis auf … Doch dazu später weiter unten mehr.
Für die Update-Zeiten, die ich bei der Firma mit dem angebissenen Apfel gewohnt war, verlief das Update relativ zügig: Nach einer Stunde war ich durch. Ich halte das zwar eigentlich immer noch für eine unverhältnismäßige Vergeudung meiner Zeit, aber von Apple war ich auch schon Updates gewohnt, die über mehrere Stunden liefen. Danach ging es ans Aufräumen.
Ein Kompatibilitätscheck vorher hatte mir schon mitgeteilt, daß – bis auf den PDF-Reader – alle von mir installierte Software der Firma Adobe sich verabschieden würde. Das war mir jedoch egal, da ich diese Schrottsoftware sowieso schon lange von meiner Festplatte putzen wollte. Auf den Geschmack gekommen, habe ich auch gleich noch die Programme der Firma Kleinweich entsorgt. Denn überteuerte Produkte brauchen sowieso nur dusselige Politiker und Behörden, Texte schreibe ich grundsätzlich im Editor meines Vertrauens und sollte ich dennoch mal ein Office-Paket benötigen (was im Schnitt einmal pro Halbjahr vorkommt) hatte ich es in meinem Workflow schon lange durch freie Software ersetzt.
Ich war also mit dem Update im großen und ganzen zufrieden. Ein wenig störend war, daß die Software so ziemlich alle Einstellungen, die ich im Laufe der letzten Jahre an meinem Rechnerchen vorgenommen hatte, »vergessen« hatte und eine erneute Bestätigung für diese Einstellungen von mir verlangte. Und so fraß sich zum Beispiel eine Software durch meine gesamten Git-Repositorien und verlangte von jedem Projekt manuell eine Bestätigung, daß sie es indizieren dürfte. Natürlich durfte sie, denn dafür hatte ich die Software ja installiert.
Und dann … ja dann warf ich meine Lieblingssoftware an, mit der ich neben vielen anderen Dingen auch dieses Blog Kritzelheft produziere, und bekam ein Bündel häßlicher Fehlermeldungen: Ruby, die Skriptsprache hinter diesem Programm, fand die Pakete dimensions
, kramdown
, haml
und sass
nicht mehr. Gut, ich brauche eigentlich nur kramdown
, aber auch der Versuch, diese Pakete mit gem
neu zu installieren, schlug fehl und erst einmal wußte ich nicht weiter. Aber dann fiel mir ein, daß ich schon im November 2016 mit El Capitan (MacOS X 10.11) ein ähnliches Problem mit Pandoc/MacTeX und mit dem Perl Template Toolkit hatte. Und das war es: Offensichtlich hatte Apple seine Restriktionen bezüglich des /usr
-Verzeichnisses noch einmal verschärft, jedenfalls konnte gem
selbst mit root
-Rechten die Pakete dort nicht mehr installieren. Aber schon damals bot mir MacOS X als Alternative das Verzeichnis \usr\local\bin
an. Mehr oder wenig im Blindflug1 installierte ich mit den Befehlen
sudo gem install -n /usr/local/bin dimensions
sudo gem install -n /usr/local/bin kramdown
sudo gem install -n /usr/local/bin haml
sudo gem install -n /usr/local/bin sass
die angemeckerten Bibliotheken dort und siehe da — alles funzte wieder wie es sollte! Wie Ihr an diesem Beitrag sehen könnt, funktioniert mein RubyFrontier wieder wie gewohnt.
Und da ich gerade dabei war, hatte ich vorgestern auch noch meinen Feedreader, Brent Simmons freiem (MIT-Lizenz) NetNewsWire ein Update auf die Version 5.1.3 spendiert. Ich will es nicht beschwören, aber ich habe den Eindruck, daß das Teil seitdem signifikant schneller geworden ist.
Das ist übrigens das letzte »große« Update das ich meinem betagten MacBook Pro (von Mitte 2012) spendieren darf, die nächste Version, Big Sur läuft nicht mehr mit der gerade einmal knapp neun Jahre alten Hardware. Ich hoffe daher, daß ich noch viele Jahre lang mindestens Sicherheitspatches angeboten und eingespielt bekomme.
So, und zum Schluß für alle Neugierigen eine Auflistung der Software, die sich in meinem Dock (siehe) Screenshot) tummelt: Ganz links das oben schon erwähnte NetNewsWire, dann Googles Chrome Browser. Daneben mein Leib- und Mageneditor TextMate 2 und mein Markdown-Editor MacDown. Recht neu in meinem Dock sind Zettlr und Zotero. Ich arbeite gerade an einigen Büchern und Artikeln und nutze dafür diesen digitalen Zettelkasten und die Literaturverwaltung. Die ebenfalls freie Gummiente ist mein SFTP-Programm und mit GitHub-Desktop verwalte ich alle meine Git-Repositorien, nicht nur die, die bei GitHub liegen. Zu Processing.py und TigerJython brauche ich wohl nichts mehr zu schrieben, sie sind ja ständig im Schockwellenreiter präsent. Dann folgt Tiled, der Tilemap-Editor und Twine, die Game-Engine für interaktive Geschichten. Als Terminal nutze ich iTerm 2 und da ich als Mathematiker natürlich nicht rechnen kann, habe ich Apples Taschenrechner auch noch ins Dock geschoben. Dann ist da noch Amazons Kindle-App zum Lesen der Bücher, Apples Systemeinstellungen und last but not least der treue MAMP, der Entwicklungswebserver, den ich beim Start des Rechners immer automatisch mit hochfahren lasse. Es ist alles freie oder zumindest kostenlose Software und mehr brauche ich eigentlich nicht, fast alles andere, was ich sonst noch auf meiner Festplatte halte, ist Spielerei.
2 (Email-) Kommentare
Man kann die zsh durchaus wieder durch die bash ersetzen, wenn man mag. Hab ich jedenfalls gelesen - ich bleibe noch bei High sierra.
– Roland B. (Kommentieren) (#)
Ich weiß, aber da Daniel Shiffman in einem seiner Video-Tutorials die
zsh
(und »Oh My ZSH«) in den höchsten Tönen gelobt hatte, möchte ich es auch mal damit probieren. Man soll ja auch als alter Mensch noch Neues lernen wollen. 🤓
– Jörg Kantel (Kommentieren) (#)
Es war vor allem deshalb auch ein Blindflug, weil macOS Catalina meine gewohnte Bash-Shell durch zsh
ersetzte und da mußte ich mich auch erst einmal daran gewöhnen. ↩
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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