image image


image

Tutorial: Avatare für Ren’Py selber basteln

Viele (nicht nur) mit Ren’Py erstellten Visual Novels und andere Formen interaktiver Geschichten zeichnen sich dadurch aus, daß sie die Gesichter und/oder die Körperhaltung ihrer Protagonisten der jeweiligen Gemütslage anpassen. So gibt es ein Bild für die traurige Alice (alice sad) oder die fröhliche Alice (alice happy) oder … nur die Phantasie des Autors setzt den verschiedenen Gemütszuständen Grenzen.

Oder die künstlerische Beschränktheit. Denn wer – wie ich – keine zeichnerischen Fähigkeiten oder Ambitionen besitzt, der muß auf freie Sammlungen zurückgreifen, zum Beispiel auf die von mir hier verlinkte, riesige Asset-Sammlung zu Visual Novels auf itch.io. Die hat jedoch den Nachteil, daß fast alle Figuren in einem kitschigen Manga-Stil gezeichnet sind – mit Stupsnasen und riesigen Glubschaugen.

Bis gestern dachte ich, daß man damit leben muß. Doch dann kam mir der Beitrag »3 Möglichkeiten, ein Bitmoji ohne Telefon herzustellen« unter. Dem anonymen Autor – der übrigen nicht verlinken kann – geht es zwar eigentich darum, Avatare für virtuelle Klassenzimmer zu erzeugen, aber mir kam sofort die Idee, daß man dieses auch für Visual Novels und andere Formen interaktiver Geschichten mit Ren’Py verwenden könne.

Die erste Adresse hieß Avataaare (mit fünf »a« und das ebenfalls erwähnte Kartunix scheint nicht mehr zu existieren). Dort kann man Brustbilder seiner Protagonisten erstellen und mit verschiedenen Gemütslagen versehen, die man nach Fertigstellung als SVG oder PNG herunterlädt. Die Variationsmöglichkeiten sind zwar beschränkt, aber das hat den Vorteil, daß man – hat man erst einmal das Grundgerüst seines Avatars erzeugt – nur noch an wenigen Parametern (bei mir waren es Eyes, Eyebrow und Mouth) schrauben muß, um den Ausdruck der Gemütslage anzupassen.

Der Dienst ist nicht nur kostenlos zu nutzen, sondern sogar Open Source (MIT-Lizenz). Es ist eine JavaScript-/Node-Applikation und auf GitHub zu finden. Theoretisch könnt Ihr das Teil daher herunterladen und (auch lokal) auf Eurer eigenen Kiste laufen lassen. 🤓

Die zweite Adresse ist das Anime Avatar Maker Tool von Avachara. Die Site ist ein riesiger Gemischtwarenladen, doch vorsicht, nicht alles ist ohne Lizenz zu nutzen. Doch für nichtkommerzielle Nutzung sind die Avatare freigegeben. Im Gegensatz zum oben vorgestellten Avaaatare ereugt das Tool Ganzkörperfiguren und die Variationsmöglichkeiten sind riesig. Will man also eine Figur mit verschiedenen Gemütslagen erzeugen, muß man schon genau Buch führen, und da die einzelnen Variationen ohne ID in einer Matrix angeordnet sind, empfehle ich folgende Buchhaltung: Hautfarbe: (1), Gesichtsform: (2, 4), Augen: (2, 3) und so weiter. Glaubt mir, ich habe es getestet, ohne solch eine präzise Buchführung verirrt Ihr Euch in den Möglichkeiten.

Herunterladen könnt Ihr das Ergebnis nur als PNG und Ihr müßt mit der Bildverarbeitung Eures Vertrauens auch noch den schwachen, blauen Hintergrund transparent machen. Aber da die Bilder eine Höhe von 800 Pixeln besitzen, dürfte das für ein durchschnittliches Ren’Py-Projekt ausreichen. (Bei der mittleren Bühnengröße von 1280x720 skaliere ich die Darsteller auf 600 Pixel Höhe herunter.)

Drittens empfiehlt der Autor noch die Avatere auf Facebook. Aber die sind meiner Meinung nach wirklich nur für virtuelle Klassenzimmern (und da wegen des Datenschutzes auch nur mit Bauchschmerzen) und nicht für Ren’Py geeignet. Dennoch habe mir gestern auf meinem Mobilphone (m)einen Avatar für das Gesichtsbuch zusammengeklickt – Ihr dürft mich daher »Spielkalb« nennen. 🤪

Als (Online-) Bildverarbeitung seines Vertrauens empfiehlt der (anonyme) Autor Kapwing Studio. Das halte ich für »mit Kanonen auf Spatzen schießen«, aber Kapwing ist durchaus einer Erkundung wert. Es ist ein riesiger (Online) Werkzeugkasten für alles, was mit Multimedia (nicht nur) in sozialen Netzen zu tun hat. In der Grundversion ist er kostenlos zu nutzen und mit dieser kostenlosen Version kann man schon eine Menge anstellen. Ich habe mit jedenfalls gestern einen freien Accout zugelegt. Schaun wir mal, was ich damit anstellen werde.

Es gibt übrigens für die Entfernung von Hintergründen auf Kapwing drei ausführliche Tutorials:

  1. Magic Wand Tool Online: Remove Backgrounds For Free
  2. How to Remove the Background from Any Image
  3. How to Remove the White Background from Any Photo Online

Diese Tutorials zeigen, daß man mit Kapwing Studio schon mehr anstellen kann, als mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Die Möglichkeiten sind doch schon weiter als das einfache »remove.bg«.

Ich hatte übrigens Bedenken, daß die mit »Avaaatare« erzeugte Brustbilder von der Ren’Py-Textleiste verdeckt werden. Wie der Screenshot oben zeigt, ist dem nicht so. Ich habe das mit folgendem kleinen Ren’Py-Skriptchen getestet:

# Bilder
image bg summer_park = "bg summer_park.png"
image alice = "alice.png"

# Personen
define a = Character("Alice", color = "#c8ffc8")

# Hier beginnt das Spiel. Label "Start" ist obligatorisch!
label start:

    scene bg summer_park
    
    show alice
    with dissolve
    
    a "Guten Morgen. Mein Name ist Alice. Ich begleite Dich durch dieses kleine Ren'Py Tutorial."
    
    a "Möchtes Du mir folgen?"

    menu:
    
        "Ja, gerne. Ich möchte Ren'Py lernen.":
            jump tut
        
        "Nein danke, ich habe kein Interesse an Ren'Py.":
            jump badend
        
label tut:
    
    show alice happy
    
    a "Das ist schön, wir werden viel Spaß haben."
    
    return
    
label badend:

    show alice sad
    
    a "Das ist schade. Auf Wiedersehen."
    
    return

Das Skript und die Assets gibt es natürlich auf meinen Github-Seiten. Ich habe im Bilderverzeichnis noch ein paar weitere von mir erzeugte Avataaare 🤡 hineingepackt, damit Ihr experimentieren könnt. Ansonsten entspricht der Umfang meinem ersten Ren’Py Tutorial, neue Sprachelemente sind nicht hinzugekommen.

Alles auf Anfang? Auf dem YouTube-Kanal Game Developer Training (formerly known as Thundorn Games) , der uns schon die Monsterplaylisten »Ren’Py from beginner to advanced« (42 Videos) und »Let’s Code a Ren’Py Engine« (18 Videos) bescherte, stehen die Zeichen auf Neubeginn: »Introduction to Ren’Py - Part 1« scheint der Anfang einer neuen Tutorialserie zu sein. Und der Macher ist extrem produktiv. Ich werde daher die Angelegenheit im Auge behalten.

War sonst noch was? Ach ja, Tecsie Derp behauptet auf YouTube »I made a visual novel with RenPy (and I’m not a programmer)«. Süüüß. Und Kia Azad hat einen Flappy-Bird-Klon in Ren’Py gebaut. Warum? Weil es geht!


(Kommentieren) 

image image



Über …

Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter Rentner, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!

Alle eigenen Inhalte des Schockwellenreiters stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz, jedoch können fremde Inhalte (speziell Videos, Photos und sonstige Bilder) unter einer anderen Lizenz stehen.

Der Besuch dieser Webseite wird aktuell von der Piwik Webanalyse erfaßt. Hier können Sie der Erfassung widersprechen.

Diese Seite verwendet keine Cookies. Warum auch? Was allerdings die iframes von Amazon, YouTube und Co. machen, entzieht sich meiner Kenntnis.


Werbung

Diese Spalte wurde absichtlich leergelassen!


Werbung


image  image  image
image  image  image


image