The same procedure as every year: Heute vor achtzehn Jahren war es in Berlin unerträglich heiß (28°C – mehr noch als letztes Wochenende), doch statt auf unserer Dachterrasse (auf die hatte ich schon lange nicht mehr verlinkt – seit unserem Umzug nach Britz vor acht Jahren ist es ja auch nicht mehr »unsere« Dachterrasse) zu hocken und mir die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, saß ich im schattigen Arbeitszimmer vor dem Rechner, wühlte mich durch die Frontier-Dokumentation und hob dieses Weblog Kritzelheft aus der Taufe. Man glaubt es kaum, aber heute ist dieses Weblog Kritzelheft volljährig geworden. So lange haben nur wenige durchgehalten. Ich bin schon ein wenig stolz auf mich.
Doch wichtiger ist die Frage, wie es weitergeht: Ich werde auf jeden Fall bei statischen Seiten bleiben, die Rückkehr zu dieser Technik hat sich bewährt. Aber ich möchte mich – auch im Anblick der Tatsache, das ich Ende des Jahres in Rente gehe und dann nicht mehr die teuren MacBooks von meinem Brötchengeber spendiert bekomme (ja, es existiert eine Vereinbarung, daß ich diese auch privat nutzen darf) – aus der Mac only-Abhängigkeit befreien, in die ich mich mit meiner Entscheidung für RubyFrontier hineinmanövriert habe. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Die einzige Abhängigkeit von RubyFrontier ist die Abhängigkeit von TextMate (dieser Editor ist Mac only). Aber diese Abhängigkeit ist sicher nicht in Stein gemeißelt, RubyFrontier ist in Ruby geschrieben und müßte sich auch mit anderen, plattformübergreifenden Editoren verbandeln lassen. Mein Favorit ist Atom, auch wenn ich mit diesem Editor trotz einiger Versuche bisher noch nicht so richtig warm geworden bin. Aber es ist immer schwierig, wenn man sich aus seinem gewohnten Sandkasten entfernt. Schaun wir mal!
Altrnativ wäre auch ein Umstieg auf ein anderes, plattformübergreifendes Werkzeug, das statische Seiten herausschreibt, möglich. Ich habe etliche ausprobiert, in die engere Wahl gekommen sind bisher Jekyll, Hugo, Pelican und Gatsby. Für Jekyll spricht die große Nutzerbasis, für Hugo die wahnsinnige Geschwindigkit, mit der das Teil statische Seiten herausschreibt, für Pelican, daß ich mich in meiner gewohnten Programmiersprache (Python) bewege, und Gatsby scheint einfach nur cool zu sein (und außerdem ist JavaScript ja bekanntlich das nächste große Ding).
Aber natürlich lebt auch noch der Nerd in mir: Die Art und Weise, wie aus RStudio mithilfe von Bookdown und Blogdown (nicht nur) statische Seiten herausgeschrieben werden, finde ich extrem faszinierend und nerdig. Und da ich bekanntlich ein Pythonista bin, frage ich mich, ob man ähnliches nicht auch mit Hilfe von Python und dem neuen JupyterLab (anstelle von RStudio) realisieren könnte. Erste Eindrücke von JupyterLab findet Ihr hier. Da müßte doch was zu machen sein.
Ja, und dann steht natürlich auch noch der Umstieg auf ein irgendwie geartetes responsives Design an. Ich weiß, davon spreche ich schon seit mindestens zwei Jahren, aber ich kann mich nur so schwer damit anfreunden, warum ich dieses Kritzelheft smartphonefreundlich machen soll, wenn sich die Hersteller der Smartphones so große Mühe geben, damit diese »normale« Webseiten anzeigen können. Ich finde, dort liegt der schwarze Peter und nicht beim Webseitenbetreiber, auch wenn Google das anders sieht.
Außerdem macht die Umstellung auf responsives Design furchtbar viel Arbeit und funktioniert bei statischen Seiten natürlich auch nicht rückwirkend.
Wie dem auch sei: Ich werde vermutlich in den sauren Apfel beißen und das Layout des Schockwellenreiters anpassen. Aber das kann sich bis in das nächste Jahr hinziehen, denn zum Ende meines Berufslebens ist mein Brötchengeber in Torschlußpanik geraten und hat mich mit vielen, vielen Abschlußarbeiten überhäuft. Da bleibt wenig Zeit für Webseitenbasteleien.
Was gibt es sonst noch? Ach ja, flickr wurde an Smugmug verkauft. Im Moment scheint das noch kein Grund für hektische Aktivitäten zu sein, aber was das langfristig für unsere derzeit beinahe 30.000 Photos, die dort liegen, bedeutet, läßt sich schwer vorhersagen. Ich schleppe mich ja schon lange mit der Idee eines »statischen« Flickrs – das ich »Photr« genannt hatte – herum, damals noch auf Basis des Perl Template Toolkits. Ich hatte sogar schon begonnen, eine Anleitung dafür zu verfassen (Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4). In Anbetracht dieser neuen Situation sollte ich diese Idee wieder aufgreifen und verfeinern. Robert T., ein Leser des Schockwellenreiters, hatte mir dafür auch schon seine Hilfe angeboten. Aus Termingründen werden wir vermutlich keine gemeinsamen Zeitfenster finden, aber trotzdem geht (m)ein Dank an Robert.
Natürlich darf ich in diesem Zusammenhang nicht vergessen, auf den Artikel »How to use Gatsby to create your blog and work on it from your phone« von Hu Chen zu verlinken.
Und zum Schluß bleibt mir nur noch übrig, wie jedes Jahr zum Geburtstag dieses Weblogs Kirtzelhefts das Motto des Schockwellenreiters aus dem namensgebenden Roman von John Brunner zu zitieren
Wir sind eine zivilisierte Spezies. Deshalb soll künftig niemand einen unrechtmäßigen Vorteil aufgrund der Tatsache erlangen, daß wir gemeinsam mehr wissen als einer von uns wissen kann.
und mich bei allen meinen Leserinnen und Lesern zu bedanken, die mir über all die Jahre die Treue gehalten haben. [Photo (cc): Jörg Kantel]
2 (Email-) Kommentare
Na, denn: Nachträglich alles Gute zum Geburtstag! :)
Dass du von Apple loskommen willst, beobachte ich mit Interesse. Mir geht es genauso, wenn auch aus etwas anderen Gründen. Von den Anwendungen her bin ich nicht festgelegt, ich könnte auf jedes Betriebssystem wechseln.
Wie geht es weiter? ;)
Habe auch in der letzten Zeit Atom ausprobiert, und auch ich bin nicht so richtig zufrieden mit dem Editor. Modern und schick, fast alles funktioniert sehr schnell, innerhalb einer halben Stunde lernte er Deutsch und sprach LaTeX, aber er hängt mir entwicklungsmäßig zu sehr an GitHub, das gefällt mir nicht. Ich bleibe wohl bei Emacs.
Meine Blogposts schreibe und archiviere ich seit längeren schon in Markdown. Funktioniert auf Antville und WordPress gleichermaßen. Karl Voit hatte gerade erst Org-mode mit Markdown verglichen – zugunsten von Org-mode. Die Konvertierung mit Pandoc funktioniert eigentlich ganz gut. Vielleicht sollte ich bald mal das Format wechseln.
– Jürgen F. (Kommentieren) (#)
Mit dem Org-Mode hatte ich mich vor etwa vier bis fünf Jahren auch einmal sehr intensiv beschäftigt (siehe hier, hier und hier), es dann aber wegen Zeitmangel (und weil ich Ruby doch besser beherrsche als LISP) wieder aufgegeben. Aber vielleicht sollte ich es in meine Zukunftsüberlegungen doch wieder einbeziehen. Still digging!
– Jörg Kantel (Kommentieren) (#)
Vielleicht wäre lazyblorg interessant?
– Jürgen F. (Kommentieren) (#)
Über …
Der Schockwellenreiter ist seit dem 24. April 2000 das Weblog digitale Kritzelheft von Jörg Kantel (Neuköllner, EDV-Leiter, Autor, Netzaktivist und Hundesportler — Reihenfolge rein zufällig). Hier steht, was mir gefällt. Wem es nicht gefällt, der braucht ja nicht mitzulesen. Wer aber mitliest, ist herzlich willkommen und eingeladen, mitzudiskutieren!
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